Neue Ausstellung im Stadtmuseum
Postkarten-Grüße aus dem alten Münster
Münster
Das Stadtmuseum Münster präsentiert in seiner neuen Ausstellung historische Postkarten aus der Zeit von 1900 bis 1940. Vieles, was darauf zu sehen ist, existiert heute nicht mehr. Umso mehr ist diese Zeitreise in die münsterische Geschichte höchst sehenswert.
Mal fühlt man sich an Baden-Baden oder Meran erinnert, mal an Rothenburg ob der Tauber oder das pulsierende Vorkriegs-Berlin: Die 200 Postkarten aus der Zeit von 1900 bis 1940, die ab sofort im Stadtmuseum präsentiert werden, zeigen historische Ansichten aus Münster – und scheinen doch aus einer ganz anderen, fremden Stadt zu stammen. Zu groß waren die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. So ist der Ausstellungsbesuch nicht nur eine informative, sondern auch eine durchaus wehmütige Reise in die Vergangenheit dieser Stadt.
„Rund um die Promenade zum Zoo“ lautet der Titel der Ausstellung. Die Karten zeigen den großstädtischen Ludgeriplatz, das herrschaftliche Schloss, den alten Zoo mit seinen architektonisch spannenden Tierhäusern, die Denkmäler, die im Laufe der Zeit rund um die Promenade errichtet wurden. Und sie zeigen Menschen, die hier einst lebten: die vor dem Torhaus am Neutor angetretene Stadtwache, auf dem Schlossplatz marschierende Soldaten, Menschen, die im Biergarten des alten Zoos – 1874 errichtet, im Zweiten Weltkrieg zerstört – feiern.
Im Elefantenhaus lebte Elefantin „August“
Viele der Orte existieren heute nicht mehr. Das orientalische Elefantenhaus im alten Zoo, in dem „August“ – der eigentlich eine Elefantin war – lebte, und das 21 Meter hohe Minarett überstanden den Krieg – wurden allerdings in den 1970er-Jahren abgerissen. Auch viele Villen, die entlang der Promenade vom Reichtum Münsters zeugten, sind heute Geschichte, ebenso die repräsentativen Bauten der Jahrhundertwende, die einst die großen Plätze einrahmten.


Bei etlichen Postkarten haben die Ausstellungsmacher – Dr. Axel Schollmeier und Dr. Bernd Thier mit ihrem Team – die alten Postkarten um aktuelle Fotografien ergänzt. Weniges ist so geblieben, wie es war. Stattdessen befinden sich immer wieder breite Straßen, große Parkplätze und gesichtslose Nachkriegsbauten dort, wo einst die Münsteranerinnen und Münsteraner flanierten.
Viele Details
Viele Details gibt es zu entdecken. So stehen am Schloss und an der Promenade plötzlich deutlich kleinere Bäume – Folge eines großen Ulmen-Sterbens, auf das mit der Anpflanzung von Linden reagiert wurde.
Beeindruckend: die Blumenpracht entlang der Promenade zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Bis zu 90 000 blühende Pflanzen wurden damals jährlich neu gesetzt“, hat Thier herausgefunden.
Irritierend: die Karte einer Völkerschau, bei der im Zoo Menschen aus Samoa wie Tiere vorgeführt wurden. Kurzum: eine hochinteressante Ausstellung, deren Besuch sich unbedingt lohnt.
Die Ausstellung läuft bis zum 6. März, der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung ist ein Bildband im Aschendorff Verlag erschienen (18,80 Euro).
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