Reihe „Albachtener Gespräche" findet wieder statt
Piloten müssen schnell entscheiden können
Münster-Albachten
Ein Fachmann für Sicherheit beim Flugverkehr war bei der jüngsten Ausgabe der „Albachtener Gespräche“ zu Gast: Mit Klaus Bußmann ging es ums spannende Thema „Pilotenarbeit im Cockpit“.
„In meinem fliegenden Leben habe ich ungefähr 31.500 Starts und Landungen durchgeführt“, berichtete Klaus Bußmann eindrucksvoll zum Beginn seines Vortrags beim „Albachtener Gespräch“ über „Pilotenarbeit im Cockpit“. Zuvor hatte Holger Wigger die Gäste der gut besuchten Veranstaltung, im Namen von Musikkultur Albachten begrüßt: Im Clubhaus von Concordia Albachten startete nach langer coronabedingter Unterbrechung der Reihe das erste von zwei geplanten Gesprächen in diesem Jahr.
Die Arbeit der Piloten sowie deren Ausbildung mit dem Ziel, die Sicherheit des Flugs durch die Minimierung von menschlichen Fehlern und Risiken zu erhöhen, waren zentrale Punkte des Vortrags. Bußmann berichtete aus seiner Arbeit als Flugkapitän, Fluglehrer, Flugbetriebsleiter und Prüfer. Dabei machte er deutlich, wie sehr ihm seine vorherige pädagogische Ausbildung gerade bei Schulungen immer wieder helfe.
15 Jahre als Realschullehrer gearbeitet
Der studierte Lehrer mit den Fächern Mathematik und Sport arbeitete 15 Jahre als Realschullehrer, bevor er diesen Beruf aufgab und sich ganz der Fliegerei widmete. Aus Statistiken wisse man, dass alle vier Minuten im Cockpit ein Fehler passiere. Der einzelne Fehler sei aber nicht die Ursache für Probleme und Katastrophen, sondern eine Fehlerkette, die es zu vermeiden gelte, so der Referent.
Er unterlegte dieses nach Angaben des Vereins Musikkultur mit zahlreichen Beispielen: So stürzte eine Lockheed Tristar bei Miami ab, weil sich die gesamte Cockpit-Besatzung um den Austausch einer defekten Fahrwerkskontrollleuchte kümmerte. Sie war dabei so abgelenkt, dass kein Pilot mehr die Fluglage verfolgte und die Maschine zerschellte.
Größter Unfall der Fluggeschichte
Auf Teneriffa kam es im Jahr 1977 zum bislang größten Unfall der Fluggeschichte. Es gab es kein Bodenradar, es herrschte extrem schlechte Sicht. Eine Boing 747 kreuzte, wie vom Tower angewiesen, die Startbahn. Es kam zur Katastrophe, weil der Pilot einer anderen Boing 747 einfach ohne Freigabe startete. Die Maschine wurde voll getroffen. 583 Personen kamen ums Leben. In der Folge wurde weltweit die Nutzung flugtechnischer Begriffe und die Kommunikation untereinander überarbeitet, wie Bußmann erzählte.
In kritischen Situationen schnell entscheiden
Bußmann hob eine gut und sicher funktionierende Kommunikation als einen der zentral wichtigen Sicherheitsaspekte hervor. Dabei erinnerte er an ein „Albachtener Gespräch“ aus dem Jahr 2016. Prof. Dr. Hella Heißen hatte unter dem Motto „Wie ticken wir?“ das Thema Kommunikation bearbeitet und vorgestellt.
Der Referent erläuterte, dass Piloten nicht nur eine komplexe Maschine zu fliegen haben, sondern insbesondere auch in kritischen Situationen schnell entscheiden müssen, um „Herr der Lage“ zu bleiben. Dazu dienen eindeutige Prinzipien wie „Fliegen – Navigieren – Bewerten“ und weiter „Fakten – Optionen – Risiken & Vorteile – Entscheidung – Durchführung – Prüfung“. Dieses müsse immer wieder geschult und geübt werden und zu Denk- und Handlungsmustern werden.
Nächstes Gespräch am 19. Oktober
Mit einer Frage- und Diskussionsrunde endete die interessante Veranstaltung nach rund zwei Stunden. Das nächste Albachtener Gespräch findet am 19. Oktober statt. Der Mathematiker und Krimiautor Prof. Dr. Matthias Löwe hat seinen Vortrag mit „Zwischen Mathematik und Mord − Erlebtes und Erfundenes aus Münster und Bielefeld “– überschrieben.
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