Smartphone-Programm für Flüchtlinge
Deutsch-Nachhilfe per Quiz-App
Münster-Gievenbeck
Deutsch lernen mit dem Smartphone? Eine neue App (Application steht für Anwendung) macht es möglich. Ähnlich dem Online-Spiel „Quiz-Duell“ vermittelt das Programm einzelne Begriffe.
„Alle Flüchtlingsunterkünfte in Münster sind bereits informiert“, verkündet Prof. Dr. Uwe Kamenz. Der Chef des Instituts für Internet-Marketing „ProfNet“ hat Grund zur weihnachtlichen Vorfreude: Den Input für die brandneue Quiz-App, mit der sich Münsters Flüchtlinge via Smartphone in fünf Sprachen rund ums Thema „Weihnachten in Münster“ informieren können, lieferten die Pfadfinder vom Stamm St. Michael.
400 Begriffe und Fotos sammelten die 14- bis 16-jährigen Jungen und Mädchen in nur drei Gruppenstunden - quasi als Rohmasse für die pfiffige Idee, die nach den Worten von Uwe Kamenz demnächst bundesweit Premiere feiert.
Pate stand zum einen das Online-Spiel „Quiz-Duell“. Zum anderen beflügelte das ambitionierte Vorhaben die Tatsache, dass Nikolas Kamenz (33), Neffe des münsterischen Marketingprofessors, als Pfadfinder-Gruppenleiter über wertvolle Projekterfahrung in der Flüchtlingsarbeit verfügt.
Doch der Reihe nach. „Die Flüchtlinge warten in ihren Unterkünften auf Sprach- und Integrationskurse“, unterstreicht das Duo. „Fast alle besitzen ein Smartphone.“ Zudem, so der junge Diözesanvorsitzende, wählte die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) das Thema Flucht als Jahresaktionsthema. Schnell war die Idee geboren, den Flüchtlingen per App die deutsche Sprache und das Leben in Deutschland näher zu bringen. Uwe Kamenz verwendete als Grundlage die am Institut zur Verbesserung von Forschung und Lehre eingesetzte „LehrDuell-App“.
Im „Münster-Trainer“ der neuen Flüchtlings-App können die Anwender zu den bildlichen Darstellungen der Kategorien Advent, Münster, Weihnachten und Winter – wie im „Quiz-Duell“ – jeweils eine richtige von vier möglichen Antworten wählen. Muttersprachler und Internet-Übersetzungsdienst halfen bei der Realisierung mit: Für die Erstregistrierung des Spiels in der Landesprache stehen fünf Sprachen zur Verfügung: arabisch, englisch, Urdu (in Afghanistan gebräuchlich), Dari (im persischen Raum) und syrisch-aramäisch.
Praktisch funktioniert das Wissensquiz so: Klickt man beispielsweise die dargestellte Krippe an, erscheinen in deutscher Sprache als Antworten „Krippenfigur“, „Räuchermännchen“, „Bescherung“ und „Christstollen“ – richtig ist natürlich nur die erste Antwort. „Wir planen den Ausbau der App für die bundesweite Anwendung“, kündigt Uwe Kamenz an. Dann geht es nicht mehr darum, wie Münster Weihnachten feiert. Vielmehr peilt das Forschungsinstitut eine Top-100-Liste der wichtigsten Lebensthemen nach dem Sprachniveau A 1 an - als spielerische Integrationshilfe für alle Flüchtlinge in Deutschland.
„Vom Apfel bis zur Zahnbürste - 4000 Begriffe müssen bebildert und übersetzt werden“, sagt Kamenz. Dafür benötigen die App-Entwickler noch viele, viele Helfer – vor allem hilfsbereite Hobbyfotografen.
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