Pilotversuch der Wartburgschule
Mit Tipps vom Profi: Schüler üben Radiojournalismus
Münster-Gievenbeck
In der Wartburgschule machen junge Schüler Radio. Sie werden von Radioprofi Heiner Wember gecoacht. Der staunte nicht schlecht, als ein Schüler mithilfe eines Dynamos erklärte, wie Windräder Strom produzieren. Und das in gerade mal 90 Sekunden.
„Wie werden Zeitungen eigentlich gedruckt?“ Schwuppdiwupp waren am Donnerstagmorgen die Rollen getauscht, und schon war Ulrich Coppel, Mitarbeiter unserer Redaktion, für einen Themenbeitrag „Zeitung“ der neuesten „Burgfunk“-Ausgabe ein Interview-Protagonist. Wozu sich Coppel vor Ort, in der Wartburg-Grundschule, spontan bereit erklärt hatte, das war von den Kindern der „Koala-Lerngruppe“ der Jahrgangsstufen 1 und 2 ganz genau vorbereitet worden.
Ausgestattet mit Moderations- und Fragekarten stellte ein Kind nach dem anderen Fragen zum Beruf des Zeitungsjournalisten. Unter der erfahrenen Leitung des langjährigen Radiojournalisten Heiner Wember (ARD-Hörfunk), ihrer Lehrer und Lehramtsstudierenden der Universität Münster bereiten die Kinder ihre Beiträge vor, nehmen sie mit Tablets auf, und feilen und schneiden sie bis zur finalen Fassung. Derzeit läuft bereits die Produktion der 15. Podcast-Ausgabe. Jeden Freitag erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Downloadlink zur neuen Episode zugesandt.
Nie länger als 2.30
„Sei immer schön fleißig, aber niemals länger als 2.30“, zitiert Heiner Wember im vorab geführten Hintergrundgespräch eine zentrale Beitragsregel zur Fokussierung von Informationen bei Radioproduktionen: „Wir hatten hier kürzlich einen Jungen, der hat in 1.30-Minuten anhand eines Dynamos schlüssig erklärt, wie Windräder Strom produzieren.“ Schulleiterin Christiane Gränitz ergänzt: „Durch einen implizit erforderlichen Perspektivwechsel auf eine Meta-Ebene lernen die Kinder, Recherche- und Lernergebnisse zu präsentieren. Zugleich ist nach der Ausstrahlung die Freude am Erfolg natürlich umso größer.“
„Für jede ,Burgfunk'-Ausgabe gibt es einen gleich sortierten thematischen Rahmen: Nachrichten, Forscherzeit, Vorlesezeit und unsere Witzeecke“, erläutert Wember Konstanten. Doch es gibt auch spannende Entwicklungen: „Ursprünglich hatten wir während des Distanzunterrichts in der Coronazeit das Ziel, die Kinder daheim mit Recherchen zu beschäftigen. Sie haben uns kurze, mit Handys aufgenommene O-Töne übersandt, die wir hier als Podcast zusammengeschnitten haben“, erläutert Gränitz.
Übergreifendes Schulprojekt
Doch mit der Zeit wuchs aus der zunächst improvisierten Unterrichtsreihe ein ausgewachsenes, auf alle Jahrgangsstufen ausgedehntes Schulprojekt. „In der Wartburgschule arbeiten die Jahrgangsstufen eins und zwei, sowie drei und vier jeweils übergreifend mit unserem Lehrerteam zusammen.“ Aktuell sind die Stufen eins und zwei an der Reihe. An der Universität Münster, dem Projektpartner, ist der „Burgfunk“ parallel quasi mitgewachsen. Dort bringt Heiner Wember Studierenden das „Podcasting-Handwerk“ bei. Während der vorlesungsfreien Zeit sammeln derzeit acht von ihnen in einem Berufsfeldpraktikum an der Wartburg-Grundschule Praxiserfahrungen. „Vielleicht kann die Universität als Partner das ,Burgfunk'-Projekt auch einmal wissenschaftlich begleiten“, hofft Schulleiterin Gränitz.
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