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Premiere von „Der Menschenfeind“

Schüler meistern Herkulesaufgabe

Münster-Nienberge

„Dieses ist ein besonderes, ungewöhnliches Stück“, kündigte Günter Moseler in der Aula der Waldorfschule an. Premiere war angesagt. Die Jahrgangsstufe zwölf hatte sich eigenständig ein Stück erarbeitet und drei Wochen an ihm geprobt; Lehrer Moseler übernahm die Leitung des Theaterprojektes.

Siegmund Natschke

Was ist eigentlich Ehrlichkeit, was ist Wahrheit?  Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Schüler der Waldorfschule im Rahmen ihres künstlerischen Abschlusses. Nach drei intensiven Proben-Wochen führten sie das Theaterstück „Der Menschenfeind“ von Molière schließlich am Wochenende im Festsaal der Schule auf. Foto: Johannes Feindler

Eine Herkulesaufgabe, die ihm und den Schülern aber offensichtlich leicht von der Hand ging. Moliere hatten sie sich ausgesucht, Hofdichter und Hofschauspieler vom Sonnenkönig Ludwig XIV., und von ihm das Stück „Der Menschenfeind“.

Was passiert, wenn einer immer nur die Wahrheit sagen möchte? In der Tat ein interessantes und zugleich gewagtes Experiment. Das Ergebnis wäre wohl heute das gleiche wie in der Klassik: Er eckt an. So wie Protagonist Aliceste, der sich mit dem Hofleben nicht anfreunden möchte: „Kein Mensch, der was auf sich hält, legt Wert auf diese Plastikwelt“, heißt es sodann in der Version der Waldorfschüler. Er ist ein Gegenentwurf zum angepassten Mitläufer, zugleich aber selbst Ausdruck der höfischen Scheinwelt.

22 Schüler waren es insgesamt, die vor und hinter den Kulissen mitmachten. „Ich bin sehr motiviert“, sagte etwa Theodor Korschildgen kurz vor Beginn der Premiere stellvertretend für alle. Und tatsächlich: Wirklich eine fast schon rasante Spielfreude kennzeichnete die insgesamt drei Aufführungen am Wochenende. „Besonders die Tanzszenen sind grandios“, meinte eine Zuschauerin beeindruckt. Auch Licht- und Tontechnik lagen im Aufgabenbereich der Schüler. „Uns sieht das Publikum nicht, aber die Schauspieler merken unsere Arbeit“, so Clara Voss, die wie ihre Kollegen je nach Situation die adäquate und der Stimmung gerechtwerdende Beleuchtung herbeizaubern konnte.

Wie endet das Stück? „Wie im Original“, so Moseler. Der Schluss ist ein offener. Lohnt es sich, immer und partout die Wahrheit zu sagen? Das behält der schlaue Moliere für sich. Aber jeder kann dies im Alltag ja selbst testen.

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