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kfd-Vortragsabend über Traueranzeigen

„Jede Anzeige sagt etwas Persönliches aus“

Münster-Nienberge

Elke Korte beschäftigt sich seit rund 50 Jahren mit Traueranzeigen. Einblick in ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse gab die Sozialwissenschaftlerin jetzt Mitgliedern der kfd St. Sebastian.

Von Hubertus Kost

„Die kuriose Seite des Todes“ skizzierte Dr. Elke Korte (l.) mit Texten aus Traueranzeigen. Magdalena Berendsen vom kfd-Team dankte der Referentin für den interessanten Vortrag. Foto: hko

„Die kuriose Seite des Todes" − gibt es die wirklich? Es kommt darauf an, was man darunter versteht. Nicht der Tod ist gemeint, aber Dinge, die den Tod begleiten. Traueranzeigen zum Beispiel. Genau darum ging es beim jüngsten Vortragsabend, zu dem die katholische Frauengemeinschaft (kfd) St. Sebastian Dr. Elke Korte eingeladen hatte.

Die promovierte Sozialwissenschaftlerin sammelt seit einem halben Jahrhundert Traueranzeigen − sie spricht bewusst nicht von Todesanzeigen − und sagt: „Jede Anzeige sagt etwas Persönliches aus.“ Und es gibt viele skurille Besonderheiten. Erste Feststellung: Briefmarken und Traueranzeigen brauchen nicht viel Platz. Stimmt nicht immer, aber oft. Dann folgt: Wer eine Traueranzeige aufgibt, der hat das letzte Wort. Stimmt immer. „So viel Zuneigung wie in einer Traueranzeige finden Sie im wirklichen Leben selten,“ sagt Elke Korte, und sie hat dafür zahlreiche Beispiele.

Botschaft für Hinterbliebene

Kurios sei bereits, dass sich viele Anzeigen an den Verstorbenen richteten. „Der bekommt das aber nicht mehr mit.“ Selbst formulierte Anzeigen der Verstorbenen gehörten auch dazu – als Botschaft für die Hinterbliebenen.

Sprachliche Ungereimtheiten fänden sich häufig. „Mein Mann starb unverhofft.“ Eigentlich sei plötzlich oder unerwartet gemeint, denn „Unverhofft kommt eher ein Lottogewinn.“ Weiteres Beispiel: „Wir haben sie in aller Stille mit einem Trompetensolo begraben.“ So still war es also doch nicht.

Rückblick aufs Leben meist versöhnlich

Die Wissenschaftlerin glaubt, dass sogar Informationen transportiert werden, denn manche Traueranzeigen seien so kurios, dass man meinen könne, sie seien verschlüsselte Botschaften für eine Geldübergabe. Die Bandbreite der Texte ist enorm. Der Rückblick auf das Leben sei aber meist versöhnlich, sagt Elke Korte. Es gibt auch Ausnahmen: „Wenn zum Beispiel in der Traueranzeige Familienmitglieder von der Beerdigung ausgeschlossen werden.“

Die erste Traueranzeige soll übrigens aus dem Jahr 1753 stammen. Sie soll im Wirtschaftsteil einer Zeitung erschienen sein.

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