Kreuzbundgruppe Roxel
Wenn Alkohol zum Problem wird
Münster-Roxel
„Kontrolliertes Trinken ist für einen Alkoholkranken nicht möglich“, sagt Dieter Babetzky. Er leitet die Kreuzbundgruppe Roxel. Diese bietet allen, die ein Leben ohne Alkohol führen möchten, gerne kostenlosen Rat und Unterstützung an.
„Trink doch eene mit!“ Die joviale Einladung aus einem Karnevalslied – so gut sie auch gemeint sein mag – passt nicht für jeden: Wer einmal die tiefgreifende Erfahrung gemacht hat, dass der Alkohol in seinem Leben zum Feind geworden ist, mit dem er untergeht, der wird sich zu keinem „Bierchen“ oder „Gläschen Sekt“ mehr verführen lassen. Oder vielleicht doch? Verführungen lauern schließlich überall, an Festtagen erst recht.
„Kontrolliertes Trinken ist für einen Alkoholkranken nicht möglich“, weiß Dieter Babetzky. Er ist seit fast 18 Jahren Leiter der Kreuzbundgruppe Roxel und der Sucht-Selbsthilfegruppe im Kreuzbund-Stadtverband Münster. „Zu uns kann jeder kommen, kostenlos, unverbindlich und ohne Anmeldung“, sagt er. Er weiß, wovon er spricht, denn er hatte selber vor vielen Jahren ein Alkoholproblem. Ebenso wie Werner Terbrack, der seit 27 Jahren trocken ist.
„Um in einem Notfall überhaupt erst Mal wieder auf die Beine zu kommen, ist eine einwöchige Entgiftung notwendig, danach folgt eine acht- bis zwölfwöchige Langzeittherapie“, erklärt er. „Aber wenn man aus der Schutzzone raus ist und sein Leben in die Hand nehmen muss, beginnt die echte Prüfung. In der Therapie können nicht alle Situationen angesprochen werden. Erst wenn man erkennt, dass das Leben schön ist und ohne die Sucht viel mehr Spaß macht, hat man wirklich gewonnen.“ Eine ausgewogene Lebenssituation sei für einen Alkoholkranken enorm wichtig, denn: „Wenn Probleme auftauchen, ist die Gefahr groß, sie mit der Flasche zu lösen.“
In allen Lebensphasen Verständnis und Hilfe zu geben, ist das Ziel der Selbsthilfegruppe in Roxel. Wie in fünf weiteren Stadtteilen treffen sich auch hier wöchentlich Neulinge, die erstmal schnuppern wollen, die „alten Hasen“, die Mutmacher, die seit vielen Jahren trocken sind, „Anfänger“, die sich noch zögernd und unsicher in die Gesprächsrunde finden sowie zuweilen auch deren Angehörige.
Thomas Schlüter leitet das Gespräch. „Brennt es irgendwo?“, fragt er in die Runde, um gleich den Druck zu nehmen. Beim knisternden Kamin, ein paar Mandarinen, Plätzchen und Fruchtsäften scheint es für die 16 Teilnehmer nicht schwer, von ihren persönlichen Erfahrungen, psychischen Belastungen oder einem möglichen „Suchtdruck“ zu berichten, der insbesondere über Fest- und Feiertage stark sein kann.
Es herrscht eine vertrauensvolle Atmosphäre, viel Verständnis und Freundlichkeit zwischen den Männern und Frauen sowie zwischen Alt und Jung. Ihre Erfahrung: Wer sich einmal geoutet hat, lebt befreiter und kann in den allermeisten Fällen mit viel Verständnis in seinem Umfeld rechnen. Umgekehrt könne aber auch das Umfeld viel zur Problemerkennung beitragen.
„Wegsehen und verschweigen ist falsch. Ratschläge fruchten nicht, besser konfrontiert man den Kranken mit dem, was man sieht und spricht an, was einem auffällt. Wenn das viele tun, kann sich der Betroffene nicht verstecken. Die Selbsterkenntnis ist der erste, schwerste und wichtigste Schritt“, sagt Dieter Babetzky. Aber die Gesellschaft sei mittlerweile toleranter geworden.
Zum Thema
Die Kreuzbund-Gruppe trifft sich montags um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum St. Pantaleon.
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