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Buch aus Sprakel

Eine Polin in Deutschland

Münster-Sprakel

Anna Piasecka ist in Polen aufgewachsen und lebt seit ihrem Studium in Deutschland – mittlerweile in Sprakel. Über ihr bisheriges Leben hat sie ein Buch geschrieben.

Anna Spliethoff

Stolz zeigt Anna Piasecka ihr Buch – welches gleichzeitig ein Sachbuch und auch eine Biografie ist. Foto: Anna Spliethoff

„Anna ist in Polen aufgewachsen. Ihre familiäre Situation war alles andere als rosig. Anna hatte kein gewöhnliches Kinderleben.“ – So steht es auf der Rückseite des Buchs mit dunkelblauem Einband. Neben dem Text steht ein Foto. Es zeigt eine Frau mit langen blonden Haaren, sie lächelt. Es ist Anna Piasecka – die Autorin.

Die Sprakelerin wurde in Slupsk an der Ostsee, etwa 160 Kilometer von Danzig entfernt, geboren. Vor zwei Wochen erschien ihr Buch „Bigos, Zob und Job. Eine Polin in Deutschland“. Die Autorin sagt: „Es ist ein Sachbuch.“ Nach kurzem Überlegen gibt sie aber zu: „Es ist aber auch eine verpackte Biografie.“

123 Seiten umfasst das Buch. Sie selbst sagt, es gehe um Wirtschaft, um Migration und um das Leben mit all seinen Facetten. „Ich erzähle darin Geschichten aus meinem Leben“, sagt Anna Piasecka. „Es geht um das Schicksal einer Migration zwischen Aufbruch und Ankommen. Und auch um die Suche nach der Identität.“

Bigos, Zob, Job – Die drei Worte im Titel stellen ein erstes Rätsel dar. „Die Worte begleiten mich und auch die Geschichte.“ Was es damit auf sich hat? „Das verrate ich nicht. Der Titel soll auch ein bisschen die Überraschung sein. Man hat ihn verstanden, wenn man das Buch gelesen hat.“

Die 35-Jährige hatte eine schwere Kindheit in Polen, schon früh musste sie lernen „wie man das Leben bewältigt“, sagt sie heute. Nach dem Abitur bekam sie die Chance, in Deutschland zu studieren – und nutzte sie. Piasecka: „Ich war naiv genug zu glauben, dass das alles so leicht ist.“ Heute spricht sie von einer „chaotischen Erfahrung“. Es sei mit riesigem Organisationsaufwand verbunden gewesen. Polen war damals noch kein Mitglied der Europäischen Union, es habe viel Papierkram zu erledigen gegeben. „Heute ist das alles sehr einfach“, sagt Anna Piasecka. „Man darf reisen wann und wohin man will. Ich schätze das sehr, weil ich auch das andere erlebt habe.“ Ihr ist aber auch etwas anderes wichtig: „Das sollte auch so bleiben, sonst wäre es ein Verlust für Europa.“

2001 kam Anna Piasecka an die Fachhochschule in Flensburg – ohne ein Wort Deutsch zu können. Sie lernte schnell, machte ihr Diplom in BWL, Personalwesen und Organisation. Im September 2006 kam Piasecka nach Münster. Erst lebte sie in Mecklenbeck, dann zog sie nach Sprakel. Sie arbeitete bei einem großen Konzern in Münster – und „ich habe viel gearbeitet“. Oft war sie dafür auch in Polen unterwegs. „Das Doppelleben begleitet mich“, sagt die 35-Jährige mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Und sie sagt: „In unterschiedlichen Kulturen zu denken und in unterschiedlichen Sprachen zu sprechen, das gehört zu mir, auch wenn es anstrengend sein kann.“

Den Job in dem Konzern hat sie vor einiger Zeit aufgegeben – die Gründe verrät sie nicht, sie seien aber im Buch zu finden. Auch was sie heute macht, verrät sie erst im Buch: „Das ist Teil der Überraschung.“

Ein Buch zu schreiben, „das war schon immer ein kleiner Traum von mir“. Jetzt sah sie den passenden Augenblick. „Ich wollte mein Leben mit diesem Buch nicht abschließen, aber das Erlebte sollte nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Anna Piasecka. Sie fühle sich leichter, seit sie alles niedergeschrieben habe. Für Anna Piasecka ist eines ganz klar: „Ich habe keinen Strich gezogen und jetzt ist es vorbei – jetzt soll etwas Neues beginnen.“

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