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Abbruch des Kurhauses auf der Zielgeraden

Außergewöhnlich gefordert

Münster-Wolbeck

„Es war eine große, sogar außergewöhnlich große Herausforderung.“ Karl-Heinz Grawe steht auf der Brücke über die Angel, mit Blick auf das alte Kurhaus, das zu einem großen Teil bereits abgerissen ist. Ein wesentlicher, markanter Teil steht aber noch, der, der die Angel überbrückt, unter dem der Fluss in einen abgestuften Wehr hindurchfließt.

Martina Schönwälder

Auch der Abriss der Brücke an sich ist keine leichte Aufgabe für Planungsleiter Karl-Heinz Grawe. So ist geplant, dass der Betonpfeiler am linken Ufer stehen bleibt, quasi als Befestigung des Hauses, das direkt daneben steht, während auf der rechten Seite eine Böschung entsteht Foto: na

Und er steht deshalb noch, weil Grawe, der Planungsleiter der Baumaßnahme ist, noch die Abrissgenehmigung für dieses Teilstück fehlt. „Voraussetzung, um diese Genehmigung zu erhalten, ist, dass man zunächst ein vollständiges Planungskonzept für die gesamte Baumaßnahme vorlegt“, erläutert Grawe. Gesagt getan. Und was dann folgte, war eine Lawine von Auflagen, die erfüllt werden mussten, nicht nur vom Amt für Wohnungswesen oder vom Denkmalamt, sondern auch vom Bauordnungsamt. So ist der Bau einer Tiefgarage aufgrund der geplanten 27 neuen Wohneinheiten ein absolutes Muss. „Auch das Stadtplanungsamt war natürlich eingeschaltet. Zudem hat sich der Beirat für Stadt-Gestaltung zu Wort gemeldet, der durchaus ganz interessante Vorschläge gemacht hat“, sagt Grawe.

Die schwierigsten Auflagen kamen dann allerdings vom Umwelt- und Grünflächenamt. „Wir haben uns über ein halbes Jahr nur mit den erforderlichen Renaturierungsmaßnahmen beschäftigt“, berichtet Grawe. Denn es sei wahrlich nicht aus der Hand zu schütteln, wie die nach einem Abriss und der Halbierung der Wehre die vorgeschriebene Fließgeschwindigkeit und damit Durchlässigkeit für die Fische an ganz bestimmten Stellen zu erreichen ist. Er habe durchaus Verständnis für die akribische Arbeit. Denn da spielten schließlich auch die Vorgaben der EU-Gesetzgebung eine wichtige Rolle. So ist es auch keine Frage für den Bauleiter, dass die große Schwarznuss, ein deklariertes Baumdenkmal, das am Rande des Grundstücks steht, nicht angetastet wird.

„Wir haben so viele Planungsgespräche geführt, ich könnte ein Buch darüber schreiben“, sagt Grawe. Aber man sei auf einem guten Weg. Er hoffe, dass in rund zwei Wochen „Grünes Licht“ von der Bezirksregierung kommt und man mit dem Abriss beginnen könne.

Und der stellt nun auch keine kleine bautechnische Herausforderung dar. „Zunächst werden zwei Drittel des Durchflusses trockengelegt“, erläutert der Planungsleiter. Das restliche Drittel werde entweder mit einem Netz überspannt oder es werden Schutzbleche aufgelegt. Anschließend werde die aus Stahlträgern bestehende Brücke abgetragen. Zudem werden die Wehrstufen in der Mitte halbiert. „Zum Glück können wir trotz der Verzögerungen wie geplant zu einer Niedrigwasserphase arbeiten. Ein höherer Wasserstand wäre äußerst ungünstig“, sagt Grawe mit Blick auf die Angel, die derzeit noch munter unter dem Kurhaus hindurchfließt.

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