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Ärger in Heilig Kreuz

Sternsinger unerwünscht

Münster

Nicht überall sind Caspar, Melchior und Balthasar willkommen. In Münsters Heilig-Kreuz-Gemeinde hat eine Immobilieneigentümerin einen Beschwerdebrief an den Pfarrer geschrieben.

Dirk Anger

Eine Tradition: Sternsinger ziehen durch die Gemeinden und tragen den Segensspruch mit Kreide auf. Eine Immobilieneigentümerin im Kreuzviertel sieht darin eine Verunstaltung ihrer Häuser. Foto: dpa

Eine Liste ihrer Immobilien, um die das Trio bestenfalls einen Bogen machen soll, fügte sie der Einfachheit halber offenbar gleich bei. „Gemeint ist wohl der Segen, den die Kinder auf Nachfrage oder Bitten der Menschen an die Häuser schreiben“, deutet Pfarrer Thomas Frings das für ihn jüngst überraschende Schreiben. Völlig perplex musste er zunächst eine Nacht über den Brief schlafen, wie er erzählt. Dann aber steht fest: Die Gemeinde will auf das Ansinnen reagieren. Allerdings nicht im Sinne der Absenderin.

Pfarrer Frings antwortet der Hauseigentümerin aus der Nachbarschaft – und macht seine Zeilen zugleich öffentlich. Auf der Facebook-Seite der Gemeinde im Internet erhält der Geistliche seit Tagen viel Zuspruch für seine forsche Antwort.

Der Immobilieneigentümerin schreibt er: „Sie waren so freundlich, in Ihrem Schreiben alle Häuser aufzulisten, die Ihnen in den verschiedenen Straßen des Kreuzviertels gehören.“ Leider sehe man sich nicht in der Lage, dieser Bitte nachzukommen und den verschiedenen Sternsingergruppen die Adressen mitzugeben.

Stattdessen, so bittet Frings die Frau, möge sie doch ihren Mietern direkt mitteilen, dass sie das Segnen der Wohnung durch die Sternsinger verbiete. „Wir dachten, wir müssen den Spieß umdrehen“, erläutert der Heilig-Kreuz-Pfarrer seine Absicht – übrigens verbunden mit den besten Wünschen.

Mit seiner spitzen Entgegnung hält Frings die Angelegenheit allerdings nicht für erledigt. Vielmehr treibt den Geistlichen nach eigenen Worten eine tiefe Sorge um, „wenn eine Kinderaktion inzwischen schon im christlichen Münster als Sachbeschädigung und Verschmutzung wahrgenommen wird“.

Und es sind wohl nicht zuletzt die islamfeindlichen „Pegida“-Proteste, die den Pfarrer zur Feststellung bringen: „Wir müssen uns nicht wundern, wenn wir unsere eigenen Traditionen so ramponieren, dass andere Formen des Glaubens den Menschen Angst machen.“

Am Samstagvormittag findet in Heilig Kreuz wie in jedem Jahr der Aussendungsgottesdienst statt. Wie in den Vorjahren schwärmen dann engagierte Kindergruppen im Kreuzviertel aus, klingeln an den Wohnungstüren, singen ihre Lieder und tragen mit Kreide den Segen, den es schon seit Jahren auch als Aufkleber gibt, auf. Zumindest dort, wo die drei Weisen und ihre Botschaft gern gesehen sind.

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