Nachverdichtungspläne für Studentenwohnanlage
Studentenwerk: Kein Ghetto am Wilhemskamp
Münster
Wohnraum für Studierende fehlt. Da scheinen die Pläne eines Architektenbüros zur Nachverdichtung der Wohnanlage Wilhelmskamp gerade passend zu kommen. Die aber stoßen auf Zurückhaltung beim Studierendenwerk. Es gibt dafür Gründe.
E s fehlt Wohnraum in Münster – für alle, die nicht viel Geld haben, und dazu gehören in aller Regel Studierende. Während Bauland für neue Wohnheime des Studentenwerks gesucht wird, macht das münsterische Planungsbüro „John Architekten“ jetzt auf seine Idee aufmerksam, die größte Wohnheim-Siedlung, den Wilhelmskamp an der Steinfurter Straße, nachzuverdichten.
„Das Gelände würde es erlauben, dort noch Wohneinheiten für zusätzlich 400 Personen zu schaffen“, argumentieren die beiden Architekten Wilhelm John und Gerhard Georgi von „John Architekten“. Bereits im Jahr 2012 unterbreiteten sie dem Studierendenwerk den ersten Vorschlag, auf dem Gelände zusätzliche Häuser zu errichten. „Wir stießen auf positive Resonanz“, erinnert sich Wilhelm John – doch sie sahen sich im Zuge der mehrmaligen Wechsel in der Geschäftsführung wiederholt ausgebremst.
10,5 Quadratmeter kleine Einzelzimmer
Achim Wiese, langjähriges Mitglied der Geschäftsführung und auch nach der jüngsten Abberufung von Chef Frank Olivier dort tätig, erklärt, warum der Plan auf Zurückhaltung stoße: Auf dem Wilhelmskamp wohnten bereits 800 Studierende. „Weitere 400 würde der Standort nicht verkraften“, so Wiese. Die jetzigen Bewohnern lebten jeweils in 10,5 Quadratmeter kleinen Einzelzimmern in den Hochhäusern dicht beieinander. „Da ist es wichtig, zwischen den Gebäuden Freiraum zu haben. Zum Sport, aber auch, um sich einfach draußen aufzuhalten.“
Wilhelm John und Gerhard Georgi kennen das Argument – und haben ihre Pläne deshalb abgespeckt, zuletzt auf 188 Wohnplätze in insgesamt sechs Gebäuden, die sie auf Freiflächen auf dem Gelände angeordnet haben. Die Kosten für die Realisierung wären relativ gering, sagen die Planer: Immerhin ist das Gelände vollständig erschlossen, Gemeinschaftseinrichtungen stehen bereits in den bestehenden Gebäuden zur Verfügung. „Auch für Fahrradständer wäre noch Platz.“
Studierendenwerk verweist auf andere Standorte
Beim Studierendenwerk herrscht weiter Skepsis. „Wir wollen keine Ghetto-City“, so Wiese. Außerdem investiere das Studierendenwerk derzeit bereits erheblich in einen Neubau an der Busso-Peus-Straße sowie in die Großsanierung der Wohnheime am Gescherweg. Alles gleichzeitig sei finanziell nicht möglich.
Wiese verweist darauf, dass das Studierendenwerk an anderen Standorten derzeit mit Investoren kooperiere und die Zusammenarbeit plane. So etwa am Krummer Timpen, wo das Grundstück des ehemaligen kleinen Spielplatzes bald bebaut werden soll.
Kooperation mit Deilmann denkbar
Auch eine erneute Zusammenarbeit mit dem Investor und Architekten Andreas Deilmann sei vorstellbar. Wie berichtet, will Deilmann neben seinen Wohnungsplanungen am Hafen ein Parkplatz-Gelände auf dem Germania-Campus mit bis zu 150 Wohnungen bebauen, die das Studierendenwerk vermieten soll. Seine bisher dem Studierendenwerk zur Vermietung übertragenen 135 Wohnungen dort übernimmt er, wie berichtet, in eigene Regie. Sie werden als möblierte Kleinwohnungen an den Markt gebracht. Dieses Konzept ist für Deilmann die Antwort auf das seiner Meinung nach wachsende Bedürfnis junger Leute, Dinge für eine begrenzte Zeit nur zu mieten. „Der Trend gilt für Autos und Fahrräder – und auch für Wohnungen“, glaubt Deilmann. Wer nur für zwei Semester in Münster bleibe, habe meist wenig Interesse daran, sich eine Wohnungseinrichtung anzuschaffen. Er stellt auch klar: Zu demselben Preis, wie bisher vom Studierendenwerk vermietet, werden seine Wohnungen nicht mehr zu haben sei: „Der Mietpreis wird angepasst.“
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