Wohnungsnot
Studierendenwerk schlägt Alarm: Über 1000 Wohnplätze fallen weg
Münster
Es ist nicht mehr lange bis zum Abschluss des Masterstudiums für den BWL-Studenten der Universität Münster. Aber anstatt sich voll auf das Studium zu konzentrieren, muss der junge Mann nun für die letzten Monate seines Studiums eine neue Wohnung suchen – ebenso wie 135 seiner Nachbarn, die Mieter des Studierendenwerks in den Appartements auf dem Germania-Campus sind.
Der Vertrag des Studierendenwerks mit der Firma Deilmann-Immobilien des Architekten Andreas Deilmann läuft Ende August dieses Jahres aus, die Mietverträge für die Appartements waren von Anfang an bis zu diesem Termin befristet.
Die Appartements will der Eigentümer, so das Studierendenwerk, nach einer Renovierung selbst vermieten. Den jetzigen Mietern teilte das Studierendenwerk mit, dass es sich nicht imstande sehe, ihnen in anderen Häusern eine Wohnung zu vermitteln. Die bisherigen Mieter fühlen sich deshalb vom Studierendenwerk „im Stich gelassen“, wie einer der Mieter betont.
Die Situation ist dramatisch
Auch für Achim Wiese aus der Geschäftsführung des Studierendenwerks ist das Thema sehr misslich. Denn die Bewohner auf dem Germania Campus sind nur ein kleiner Teil der Mieter, die in Kürze ihre Wohnungen beim Studierendenwerk verlieren werden. „Die Situation ist dramatisch“, sagt Wiese – und zählt auf:
Allein 300 Wohnplätze fallen Ende März in den Häusern der „Bima“ in Gremmendorf weg. Zu den jetzt schon wegen der laufenden Sanierung der Großwohnanlage am Gescherweg weggefallenen 500 Appartements kommen 200 weitere hinzu, bei denen die Sanierungsphase jetzt ebenfalls beginnt.
Notunterkünfte für das kommende Wintersemester
"Uns fehlen in diesem Jahr weit über 1000 Wohnplätze“, bilanziert Wiese – und blickt mit großer Sorge auf das im Oktober beginnende Wintersemester. So schwierig sei die Wohnungssituation „noch nie gewesen“, glaubt Wiese, der Jahrzehnte beim Studierendenwerk arbeitet. Das Studierendenwerk bemühe sich schon jetzt bei der Stadt darum, im Herbst Notunterkünfte in der Oxford-Kaserne anbieten zu können.
Wenn in früheren Jahren einzelne Häuser des Studierendenwerks wegen Sanierung oder aus anderen Gründe wegfielen, konnten den Mietern meist durch die normale Fluktuation frei werdende Ausweichquartiere angeboten werden, berichtet Wiese. Das galt auch noch, als die 700 Appartements der alten Boeselburg an der Mecklenbecker Straße abgerissen wurden, um der jetzigen neuen, längst bewohnten Anlage Platz zu machen.
Der einzige Neubau ist ein Tropfen auf dem heißen Stein
„Aktuell fallen einfach zu viele Wohnmöglichkeiten ersatzlos aus“, so Wiese. Ein neues Haus baut das Studierendenwerk derzeit lediglich an der Busso-Peus-Straße, wo Anfang 2020 136 Wohnplätze bezugsfertig werden sollen.
Das Studierendenwerk bedauert, dass die Verträge über die Vermietung der Appartements am Germania-Campus nicht mehr weiter verlängert werden konnten. Derzeit zahlen die Mieter beim Studierendenwerk je nach Appartement dort 392 bis 422 Euro.
Vom Eigentümer der Immobilie haben die jetzigen Mieter das Angebot erhalten, eine Liste mit Interessenten für eine spätere Weitervermietung zu erstellen, berichtet der BWL-Student. „Aber vorher müssen wir alle ausziehen – und über den künftigen Mietpreis ist auch nichts bekannt. Wir gehen davon aus, dass die Miete steigt.“
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