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Nachrichten Münster

Telekom-Boxer mit Förderpreis ausgezeichnet

Günter Benning

Münster - Selten, dass eine Versammlung festlich gekleideter Würdenträger mal in Schwung kommt. Gestern sorgte Boxtrainer Lothar Kannenberg mit seinen Respekt-Trainern im Rathaus für Bewegung. Das Publikum musste aufstehen, eine Menschenkette bilden und laut rufen: „Wir schaffen es.“

So ähnlich hat es Kannenberg mit seinen Jungs auch gemacht, die er teilweise aus der Gosse, aus dem Gefängnis geholt hat. Durchboxen im Leben, ist sein Motto. Gestern hat es sich mal wieder ausgezahlt. Kannenbergs Projekt wurde von der münsterischen Stiftung Kriminalprävention mit 10 000 Euro prämiert. Einer von fünf gleich dotierten Preisen für geglückte Integrationsmaßnahmen.

Stiftungsgründer Klaus Stüllenberg hatte viel Prominenz ins Rathaus eingeladen, darunter den Präsidenten des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke, den hessischen Innenminister Volker Bouffier und den „Enthüllungsjournalisten“ Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung. Sie betonten die Bedeutung von Zivilcourage in unserer Gesellschaft. Leyendecker: „Widerstand mag in vielen Fällen der Widerstand gegen die eigene Angst, die eigene Bequemlichkeit sein.“

Freuen konnte sich gestern Farid Vatanparast, Chef der Boxabteilung des Telekom-Sportvereins in Münster. Sein Integrationsprojekt, das Boxsport und schulische Förderung verbindet, gehörte zu den Preisträgern. Stifter Klaus Stüllenberg: „Es hat uns besonders berührt.“ Und zwar deshalb, weil hier in einem Bereich gearbeitet wird, in dem Probleme noch nicht aufgetaucht sind. Prävention an der Wurzel.

Überrascht von seinem Preis war Fadi Saad. Er hatte sich nicht beworben, die Jury wählte den Berliner mit palästinensischem Hintergrund, der sich „Deuraber“ nennt, weil er in einem Buch Abstieg und Aufstieg eines kriminellen Jugendlichen aus Migrantenkreisen dargestellt hat - sein eigenes Schicksal.

Ein in vieler Hinsicht interessanter Fall, sagt er: „Als mich der Herder-Verlag bat, ein Buch zu schreibt, lachte meine Frau: Sadi, du hast ja noch nicht mal ein Buch gelesen.“

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