Alex-Talk zu Depressionen im Alter
Traurigkeit kommt oft spät
Münster
Demenzerkrankungen im Alter sind keine Seltenheit, doch sie werden häufig nicht erkannt. Rund um das Thema informiert Dr. Michael Enzl, Oberarzt der Damian-Klinik für Psychiatrie und Gerontopsychiatrie, beim nächsten Alex-Talk am Dienstag (29. März).
Der geliebte Ehe- oder Lebenspartner verstirbt, die Kinder sind lange aus dem Haus, der tägliche Austausch im Job fehlt, und erste körperliche Einschränkungen begleiten mehr und mehr den Alltag: Der Start in den Ruhestand oder ins Seniorenalter ist mit so manchen neuen Herausforderungen verbunden, die nicht alle Menschen gut meistern. Einige trifft es dabei sogar so schwer, dass sie als Folge der neuen Lebensumstände eine Depression oder auch andere psychische Erkrankungen entwickeln.
„Manchmal bringt eine kleine weitere Belastung das Fass buchstäblich zum Überlaufen und der ältere Mensch erkrankt ernsthaft“, erklärt Dr. Michael Enzl, Oberarzt der Damian-Klinik für Psychiatrie und Gerontopsychiatrie. Beim nächsten digitalen Alex-Talk am Dienstag (29. März) um 18 Uhr wird der Alexianer-Experte im Gespräch mit Moderator Stefan Werding, Redakteur dieser Zeitung, das Krankheitsbild der Altersdepression erläutern und Möglichkeiten der Behandlung vorstellen.
Altersdepression wird häufig nicht erkannt
In seinem Klinikalltag widmet sich Enzl seit vielen Jahren den Demenzerkrankungen und anderen psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Er beschreibt die Depression wie eine Art Fieber, deren Ursache überaus vielfältig sein kann. Die Betroffenen gerieten schnell in einen Teufelskreis, und Angehörige seien mit der Situation häufig überfordert.
Dass die Altersdepression häufig nicht erkannt werde, liege nicht nur an der Angst des älteren Menschen vor psychischen Erkrankungen, sondern auch an der oft anderen Symptomatik: So klage der ältere Patient eher über wechselnde körperliche Beschwerden und verneine auf Nachfragen Traurigkeit oder Resignation.
Eine besondere Schwierigkeit bestehe darin, depressive Störungen von beginnenden Demenzerkrankungen abzugrenzen oder sie bei bestehender Demenz zu diagnostizieren, da die Angaben des Patienten häufig nicht mehr wegweisend seien. Aber auch andere psychischen Erkrankungen wie etwa Angsterkrankungen oder Panikattacken können mit Depressionen einhergehen.
Zusätzliche Belastungen
Die anhaltende Isolation durch Corona und aktuell ebenso die erschütternden Kriegsbilder können für viele zusätzlich belastend sein.
Nicht zuletzt hätten depressive Störungen auch einen erheblichen Einfluss auf den Genesungsprozess von körperlichen Erkrankungen. Auch litten bis zu ein Drittel aller Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall unter schweren depressiven Symptomen, die aber wegen der schweren körperlichen Symptome oft unerkannt blieben.
Häufigkeit steigt im Alter
„Liegt die durchschnittliche Häufigkeit depressiver Erkrankungen in der Bevölkerung bei fünf Prozent, müssen wir mit steigendem Lebensalter von deutlich höheren Zahlen ausgehen“, betont der Experte.
Wer mehr zum Thema erfahren möchte oder auch persönliche Fragen an den Experten hat, ist zum moderierten Live-Vortrag am Dienstag (29. März) um 18 Uhr eingeladen. Anmeldungen zum kostenlosen Vortrag sind nicht erforderlich. Unter www.alexonline-muenster.de finden Interessierte den Zugang. Die eigenen Fragen können dort anonym per Chat oder E-Mail (alexonline.ms@alexianer.de) gestellt werden.
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