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Neues Weiterbildungsangebot

Uni bildet Sozialarbeiter für Moscheegemeinden aus

Münster

Eine von Bund und Land finanzierter Weiterbildungsstudiengang möchte Imame und Mitarbeiter von Moscheegemeinden qualifizieren: Sie sollen den Islam und die Lebenswirklichkeit der in Deutschland lebenden Muslime zusammenbringen.

Von Karin Völker

Sie gaben den Startschuss für das Studienprogramm (v.l.): Teilnehmerin Hanan Karam, Prof. Mouhanad Khorchide, Omar Kuntich und Kristin Große Bölting, Geschäftsführerin der WWU-Weiterbildung.

Der häufig im Ausland ausgebildete Imam predigt, Gläubige in der Moschee hören zu: Dieses Bild vom in Deutschland gelebtem Islam sei nicht zeitgemäß, sagt Prof. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für islamische Theologie der Universität Münster. Er leitet ab sofort einen neuen Weiterbildungsstudiengang, der die Arbeit in den Moscheegemeinden näher an den Lebensalltag der jeweiligen Mitglieder bringen will.

Hanan Karam, Islamwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin in einer Moscheegemeinde in Düsseldorf, ist ab Samstag eine der ersten Studentinnen des neuen Studiengangs, der unter dem Namen „Islam in der Sozialarbeit“ firmiert. Das Studienprogramm wird vom Bundesbildungsministerium und der Landeszentrale für politische Bildung NRW finanziert – und Prof. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für islamische Theologie der WWU, ist, ebenso wie Prof. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer, froh, damit „eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen“.

Beratung in praktischen Lebensfragen

Das neunmonatige, berufsbegleitende Studienprogramm greife sehr gut die Bedürfnisse vieler Muslime auf, die eine Bindung an eine Moscheegemeinde hätten, sagt Omar Kuntich, Bundesvorsitzender des „Bündnisses Malikitische Gemeinden Deutschland e.V.“. „Die Menschen suchen Beratung in praktischen Lebensfragen, bei Kindererziehung, Partnerschaft und Beruf.“ So beginnt der zertifizierte Weiterbildungsstudiengang mit einem Modul zum „zeitgemäßen Umgang mit dem Koran“, wie Khorchide skizziert. Weitere Themen sind unter anderem „Lebenswelten von Muslimen in Deutschland“, „Jugendarbeit“, und es geht auch um „Radikalisierung und Deradikalisierung“ sowie den „Islam im Kontext demokratischer Grundwerte“. Wobei Aspekte wie Antisemitismus und Geschlechterrollen Thema sein sollten.

Kommentar: Schritt zur Integration

Innermuslimische Rivalitäten verlieren an Bedeutung

Sieben der 25 Teilnehmenden aus mehreren Bundesländern sind Frauen – und ihre Rolle in den Gemeinden solle weiter gestärkt werden, so Kuntich, dessen Verband hauptsächlich Muslime aus dem nordafrikanischen Raum repräsentiert und viele der ersten Teilnehmer am Studiengang stellt. Mouhanad Khorchide setzt darauf, dass weitere muslimische Verbände sich anschließen. Die vor etlichen Jahren bei der Etablierung des Zentrums für islamische Theologie an der WWU erheblichen innermuslimischen Rivalitäten hätten inzwischen stark an Bedeutung verloren, sagt er. Etwa 20 Prozent der rund 4,5 Millionen in Deutschland lebenden Muslime haben laut einer aktuellen Studie Verbindung zu einer Moscheegemeinde.

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