Rund 120 Gäste beim Women-in-Business-Dinner im Rathaus
Unternehmergeist frühzeitig fördern
Münster
Es mangelt in Deutschland an weiblichen Führungskräften und an der Förderung unternehmerischen Denkens bei jungen Leuten insgesamt. Wege aus der Krise zeigte Unternehmerin und Spiegelbestseller-Autorin Marie-Christine Ostermann beim WiB-Dinner im Rathaus auf.
Familienunternehmen stellen in Deutschland fast 60 Prozent der Arbeitsplätze und 80 Prozent der Ausbildungsplätze. „Aber genau diese Rückgrat schwächelt“, bemängelte Unternehmerin Marie-Christine Ostermann am Freitagabend beim WiB-Dinner (Women in Business) vor rund 140 Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften im Rathausfestsaal.
Als Macherin hatte zuvor die Vorsitzende der Vereins Frauen (u)Unternehmen, Dagmar Merfort, die Festrednerin in ihrer Begrüßung bezeichnet. Inspirierende Vorbilder präsentiert der Verein, der seit 1999 Unternehmerinnen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen vernetzt, vor allem beim WiB-Dinner – dem nun 17. dieser Art.
Pandemie hat viele Frauen zurückgeworfen
Die gesellschaftliche Bedeutung von Frauen sichtbar zu machen demonstriert auch das aktuelle Jahresmotto des Vereins: „Women matter“. Den Anteil von Frauen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bezeichnet Merfort als immer noch zu klein. Dabei „stehen Frauen für mehr Vielfalt, für den Aufbau neuer Technologien, für innovative Zukunftsprodukte, für exzellente Forschung in unterschiedlichen Bereichen, für mehr Effizienz und letztendlich für mehr Rendite.“ Die Pandemie habe viele Frauen zurückgeworfen, indem viele ihre Berufstätigkeit nach Hause verlagerten oder ganz aufgaben, um wieder mehr Care-Arbeit zu übernehmen.


Festrednerin Marie-Christine Ostermann zeigte anhand ihres vielfältigen Engagements, wie weibliche Karrieren aussehen können. Die Unternehmerin, die seit 2006 den elterlichen Lebensmittelgroßhandel Rullko in Hamm führt, hat als Lobbyistin für Wirtschaftsverbände, als Autorin und mit ihrer Non-Profit-Initiative „Startup Teens“, die unternehmerisches Denken bei jungen Menschen fördert, von sich reden gemacht. Sie selbst habe das Glück gehabt, in eine Unternehmerfamilie hineingeboren worden zu sein, in der auch Frauen Führungsrollen übernahmen. Der breiten Masse der Jugend mangele es aber an so genannter „Entrepreneurship Education“, die die Schule meist nicht liefere, aber auch an wichtigen digitalen Kompetenzen. Deshalb fehle es in Deutschland insgesamt an Innovationskraft. „Ausgeprägter Mut, Visionskraft und Gestaltungswillen – die drei größten Fähigkeiten eines Unternehmers – gehen in der breiten Masse unserer Jugend einfach verloren. Weil sie nicht gelehrt oder gefördert werden“, monierte Ostermann.
Mehr Mut und Gestaltungswille
Die von ihr 2015 gegründete Initiative Startup Teens setze hier an. Mit verschiedenen Modulen wie Live-Streamings mit hochkarätigen Vertretern aus der Wirtschaft, Mentoring-Programmen, YouTube-Videos oder einem Business-Plan-Wettbewerb sollen unternehmerisches Denken und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen gefördert werden. Aber insgesamt brauche es in Deutschland mehr „Mut, Gestaltungswillen und Gemeinschaftssinn“, forderte Ostermann und nannte Beispieltexte aus ihrem Buchprojekt „Zukunftsrepublik“, in dem 80 Vorausdenker konkrete Handlungsansätze für das Jahr 2030 entwickeln. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Buchs gehen laut Ostermann in die „Bildung der Hoffnungsträger von morgen“, in Startup Teens, um Jugendliche fit für die Zukunft zu machen.