Weg von der Straße, zurück im Leben
Verein „Dach überm Kopf“ hilft Wohnungslosen
Münster
„Housing first“ nennt sich der Ansatz, der in Deutschland noch recht unbekannt ist, den der Verein „Dach überm Kopf“ in Münster aber seit Monatsbeginn mit Leben füllt : In ein vom Verein gekauftes Appartement ist ein vormals Wohnungsloser eingezogen.
Vergangene Woche war es soweit: Am 1. Februar zog der erste vormals Wohnungslose in das Appartement von „Dach überm Kopf“, wie der Verein mitteilte. Martin (Name geändert) ist Mitte 40 und seit vielen Jahren wohnungslos. Er schlief bei Bekannten, schlug sich in Notunterkünften durch, versuchte immer wieder auf die Beine zu kommen. Aber ohne Wohnung – kaum eine Chance.
Sein Fall ist typisch für die Situation vieler Betroffener: Ist die Wohnung erst einmal weg, ist der Weg zurück schwer. Gerade auf einem Wohnungsmarkt wie Münster. Zahlungskräftige Mieter gibt es zuhauf, Wohnraum hingegen ist knapp. Vermieter hätten die freie Auswahl und von Obdachlosigkeit Betroffene dabei kaum eine Chance, so die Analyse des Vereins.
Housing-First- Konzept
Genau das möchte „Dach überm Kopf“ ändern. Dort setzt man das Housing-First-Konzept um – ein in Deutsch land noch nicht weit verbreiterter, aber vielversprechender Ansatz der Wohnungslosenhilfe – und wird dafür selbst zum Vermieter. Den Wohnungsankauf ermöglichte das Projekt „Housing-First-Fonds“, ein Gemeinschaftsprojekt des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW und des Düsseldorfer Vereins „fifty fifty“.
Finanziert wird dieser Fonds über ungewöhnliche Mittel: Gerhard Richter spendete dem Projekt eine Edition, deren Verkaufserlöse die Grundlage bilden, um Wohnungen für Obdachlose zu kaufen. Erfreulich: Die Stadt Münster hat nach Angaben des Vereins beschlossen, die Umsetzung von Housing-First zu fördern.
Verein sucht weitere Wohnungen
Bei einer Housing-First Wohnung in Münster soll es nicht bleiben: „Dach überm Kopf“ ist auf dringender Suche nach zum Verkauf stehenden, nicht vermieteten Wohnungen.
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