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Kultur Münster

Wahre Vampire sitzen in Palästen

Arndt Zinkant

Münster - „Die wahren Vampire liegen nicht in Gräbern, sondern sitzen in Palästen!“ Das könnte der Satz eines Kabarettisten von heute sein, doch er stammt von Voltaire. Auch an dem französischen Philosophen war die wissenschaftliche Diskussion um den Vampir-Mythos nicht vorbeigegangen. Nicht dass Wissenschaftler und andere kluge Leute zu Voltaires Zeit an Vampire geglaubt hätten - sie interessierte, weshalb so viele andere es taten. Der Ansatz war entweder medizinisch oder theologisch. So geht es auch Dr. Peter Mario Kreuter, dem führenden Experten auf dem Feld der Vampir-Forschung. Interessant sei, „was die Menschen daraus gemacht haben. Der Vampir selbst reißt nicht vom Hocker.“

Keine Frage, die Jäger der Nacht boomen zurzeit wie selten, insbesondere auf der Leinwand. Heute, wo romantische Blutsauger mit Beißhemmung es zu Teenie-Idolen (und gar zu Barbie-Puppen!) bringen, scheint es geboten, zu den Wurzeln des Mythos´ zurückzukehren. Kreuter, Balkanologe am Südost-Institut Regensburg, sprach zum Auftakt der „Film-Galerie“ des Landesmuseums, die in den nächsten vier Wochen den Räumen des Coppenrath-Verlags zu sehen sein wird. Ein alter Speicher sei ja auch das passende Ambiente, schmunzelte Dr. Daniel Müller Hofstede. Fünf „filmische Nachtstücke“ werden dort, jeweils mit einführendem Vortrag, über die Leinwand flimmern.

Als Auftakt hatten die Veranstalter „Vampyr - Der Traum des Allan Grey“ von 1932 ausgewählt. Filmhistorisch genau das Richtige - ist dies doch die erste Verfilmung der Novelle „Carmilla“ (1872) von Sheridan le Fanu. Und diese wiederum inspirierte Bram Stoker später zu seinem legendären „Dracula“ (der übrigens weder im Sarg schlafen noch zum Überleben Blut trinken musste).

Der Film des Abends war alles andere als ein Nägelkauer - eher was für Cineasten als für Grusel-Fans. Was der dänische Stummfilm-Visionär Carl Theodor Dreyer hier zelebriert, ist eine surrealistische Traumfantasie, die die Ängste des Protagonisten Allan Grey in morbides Licht- und Schattenspiel taucht. Ästhetisch noch ganz dem Stummfilm verhaftet, hat der Film kaum Dialoge (und keiner ist bedeutsam). Der Plot gibt manche Rätsel auf, und sogar Fachmann Peter Mario Kreuter bekannte, sie nicht alle zu durchschauen.

» Beim nächsten Termin am Dienstag (2. März) um 20 Uhr bei Coppenrath, steht mit Murnaus „Nosferatu“ ein wahrer Klassiker auf dem Programm. Infos: ' 59 07 01.

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