Aktion „Gutes Morgen Münster“
Warum nicht Bier mit Pumpernickel?
Münster
Der Münsteraner Philipp Overberg hat sich darauf spezialisiert, besonders ausgefallene Biere zu brauen.
Noch ist Philipp Overberg ein Werbetexter, der in seiner Freizeit ausgefallene Biere braut. Noch hat der Münsteraner Philipp Overberg keine eigene Brauerei, sondern pendelt regelmäßig nach Detmold, um dort in einer kleinen Biobrauerei jeweils 4000 Liter seiner Bier-Spezialitäten zu brauen und dann in Flaschen beziehungsweise Fässer abzufüllen.
Die Betonung liegt aber eindeutig auf dem Wort „noch“. Denn der Bier-Experte verkündet selbstbewusst: „Ich liege im Trend.“ Dieser Trend kommt aus dem angelsächsischen Raum und nennt sich Craft-Beer. Hierbei handelt es sich um Biere mit ganz besonderen Rezepturen, die sich im Geschmack deutlich von den bekannten Supermarkt-Bieren unterscheiden.
In der Hamburger und Berliner Kneipen-Szene haben sich Craft-Biere längst als Kult-Getränke etabliert, in der traditionellen Bierhochburg Belgien machen sie bereits fünf Prozent des Bier-Absatzes aus.
Zwei Craft-Biere hat Overberg bereits am Markt platziert. Zum einen das Pumpernickel-Porter, ein dunkles Bier, bei dem Schwarzbrot der münsterischen Bäckerei Prünte mit in die Maische gepackt wird. Zum anderen das Überwasser-Alt, ein helles, nicht gefiltertes Altbier, bei dem feiner Zitrus-Hopfen den Geschmack bestimmt.
Darüber hinaus bietet Overberg Saison-Biere an. Zum Weihnachtsfest 2014 hatte er zum Beispiel ein Bockwurst-Bock im Angebot. Dessen Besonderheit: Hopfen und Malz wurden in der Roxeler Metzgerei Holtstiege geräuchert. Die Rezepte für seine Getränke hat Overberg in der heimischen Küche erarbeitet – als Ergebnis vieler Experimente. Sein Credo: „Ich braue nur Biere, die es nicht gibt.“
Die Geschäftsidee von Philipp Overberg ist so gut, dass sie als Referenzprojekt für die Aktion „Gutes Morgen Münster“ ausgewählt wurde. Bis zum 4. Mai können im Rahmen der stadtweiten Kampagne, an der unsere Zeitung beteiligt ist, weitere Projekte nominiert werden.
Inzwischen vertreiben verschiedene Gastronomiebetriebe und Geschäfte die Biere aus der „Gruthaus“-Brauerei, wie Overberg seine Unternehmung nennt. Der Begriff „Gruthaus“ geht auf eine alte münsterische Tradition zurück. Neben dem Rathaus stand im Mittelalter das Gruthaus, in dem man Grut erwerben konnte. Grut war eine Kräutermischung zum Würzen des meist selbst gebrauten Bieres.
Philipp Overberg wäre nie so vermessen zu sagen, dass alle Münsteraner nur noch Gruthaus-Bier trinken sollen. Er wäre schon froh, wenn Biertrinker so viel Experimentierfreude entwickeln würden wie Weintrinker. Overberg selbst trinkt auch sehr gern Bier – „aber niemals zwei Flaschen der gleichen Sorte nacheinander“.
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