Kriminalitätsstatistik für 2021
Weniger Straftaten, aber mehr Gewaltkriminalität in Münster
Münster
Insgesamt gab es 2021 weniger Straftaten in Münster: Aber im Bereich der Gewalt- und Rauschgiftkriminalität sind die Zahlen nach oben gegangen. Und es gibt noch eine weitere besorgniserregende Entwicklung.
Wie sich der Corona-Effekt in der Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Münster niederschlägt, lässt sich nur vermuten. Fest steht aber, dass die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 457 Delikte auf 26.293 Fälle gesunken ist – der zweitniedrigste Wert in den zurückliegenden 20 Jahren, wie Polizeipräsident Falk Schnabel bei der Vorstellung der Statistik am Montag betonte.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche liegt sogar auf dem niedrigsten Wert der vergangen zwei Jahrzehnte. Dagegen hat in diesem Zeitraum die Rauschgiftkriminalität einen Höchstwert eingenommen. Mehr als 1500 Fälle wurde im Jahr 2021 verzeichnet, eine Zunahme um mehr als zehn Prozent. Schnabel wertet das als Erfolg des konsequenten Vorgehens. Schließlich sei Rauschgiftkriminalität ein Kontrolldelikt: „Je mehr die Polizei hinschaut, je mehr Delikte werden bekannt“, erläutere der Polizeipräsident.
Fahrraddiebstähle auf hohem Niveau
Die Aufklärungsquote insgesamt ist der Statistik zufolge von 42,59 Prozent auf 44,18 Prozent gestiegen, ein Plus von 1,59 Prozentpunkten. Eine bessere Quote verhindern unter anderem die nicht leicht aufzuklärenden Fahrraddiebstähle. Deren Zahl ist zwar leicht gesunken(minus 281 Fälle), belastet aber mit 4182 Fällen die Statistik stark. Fast jede sechst Straftat in Münster ist demnach ein Fahrraddiebstahl.
Die Anzahl der Gewaltdelikte stieg nach Polizeiangaben um 85 Fälle auf 793, das ist ein Plus von zwölf Prozent. Zu den Gewaltdelikten gehören unter anderem alle Raub- sowie gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte. Sie machten 2021 den größten Anteil der Gewaltdelikte aus. Der Anteil Letzterer am gesamten Kriminalitätsgeschehen liegt bei drei Prozent.
Hafen, Hauptbahnhof und Innenstadt als Tatorte
Die Tatorte der Gewaltkriminalität lagen schwerpunktmäßig am Hafen, im Bereich des Hauptbahnhofes und in der Innenstadt. Dabei spielten auch Auseinandersetzungen von Personengruppen innerhalb der dortigen Szene eine Rolle. Gut ein Viertel der Gewaltdelikte (26,19 Prozent) ereignete sich laut Polizei im Bereich des Hauptbahnhofs.
Für diesen Bereich plant die Direktion Kriminalität, dessen neuer Leiter Jürgen Dekker seit 1. Februar verantwortlich zeichnet, in den kommenden vier Wochen schwerpunktmäßige Kontrollen. Dabei kommt auch das Instrument der strategischen Fahndung zum Einsatz. Das ermöglicht anlasslose Personenkontrollen und Inaugenscheinnahme von Taschen und Behältnissen.
Polizeipräsident Falk Schnabel
„Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist weiter mein zentrales Anliegen“, erklärte Polizeipräsident Falk Schnabel heute. In diesem Jahr will die Polizei neben dem Hauptbahnhof an identifizierten Brennpunkten schneller auf neu auftretende Phänomene in der Stadt reagieren und zielgerichtet Maßnahmen ergreifen wie Schnabel ankündigte. „Die Situation am Aasee im vergangenen Sommer hat uns gezeigt, dass wir solchen Entwicklungen sofort entgegenwirken müssen.“
Ein Überblick über die Deliktsfelder
Weitere Kriminalitätsfelder laut PKS in Kürze:
- Straßenkriminalität liegt mit 8848 Fällen um 861 niedriger als im Vorjahr, das bedeutet einen Rückgang um 8,87 Prozent und den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre.
- Wohnungseinbrüche: Ihre Zahl ist erneut weiter rückläufig und lag im Jahr 2021 mit 276 auf einem Tiefstwert der letzten zwanzig Jahre. Im Jahr 2020 waren es 278. Fast verdoppelt haben sich hingegen die Kellereinbrüche. Sie stiegen von 395 auf 742 Straftaten, das sind fast 88 Prozent mehr. Die Verlagerung der Beschaffungskriminalität spielte bei diesen Delikten möglicherweise eine entscheidende Rolle.
- Körperverletzungsdelikte: Im Jahr 2021 waren es 2011 Straftaten, 49 weniger als im Jahr zuvor. Damit sind die Straftaten in diesem Deliktsfeld im vierten Jahr rückläufig.
- Raubdelikte: 2021 registrierte die Polizei in Münster 40 Raubdelikte mehr (213) als im Jahr 2020 (173).
- Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Das Polizeipräsidium Münster verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 424 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 28 Fälle weniger als im Jahr 2020.
- Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften: 107 Fälle (2020: 81), die Aufklärungsquote lag bei 92,52 Prozent.
- Rauschgiftkriminalität: Deckten die Kriminalisten im vorletzten Jahr 1366 Fälle auf, lag die Zahl im Jahr 2021 bei 1508. Das ist ein Anstieg von mehr als zehn Prozent und stellt den höchsten Wert der letzten 20 Jahre dar. Regelmäßige Kontrollen und Razzien in Kombination mit den zum Teil aufwendigen Ermittlungen gegen Drogendealer führten zum Erfolg, heißt es. Allein im vergangenen Jahr wurden 74 Täter wegen illegalen Rauschgifthandels festgenommen, 15 davon befinden sich in Haft.
- Computerkriminalität: 2021 ereigneten sich insgesamt 415 Taten, im Vorjahr waren es 388. Das bedeutet einen Anstieg von 27 Taten. Die Aufklärungsquote stieg um 5,62 Prozentpunkte auf 26,75 Prozent.
- Mord und Totschlag: Im vergangenen Jahr führten Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Münster 30 Mordkommissionen, davon zehn im Stadtgebiet Münster. Zwei besonders herausragende Fälle: Im Juni 2021 gerieten zwei jeweils achtköpfige Personengruppen am Aasee im Bereich der dortigen Torminbrücke untereinander in Streit. Dabei erhielt ein Mann lebensgefährliche Verletzungen. Am Schlossplatz gerieten zwei feiernde Gruppen in einen Streit, welcher zu einer Schlägerei ausartete, in dessen Verlauf ein 18-jähriger ein mitgeführtes Messer und einem Geschädigten in den Hals stach. Zwei weitere Geschädigte erlitten jeweils Schnittverletzungen. Anders als im Jahr zuvor gab es 2021 in Münster allerdings kein vollendetes vorsätzliches Tötungsdelikt (Mord oder Totschlag).
Mehr Übergriffe auf Rettungskräfte und Polizei
Angriffe auf Amtsträger und Rettungskräfte haben im vergangenen Jahr zugenommen. Bei dem Delikt „Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen“ verzeichnete die Behörde 208 Fälle, 42 mehr als im Jahr zuvor. Das bedeutet ein Plus von 25,30 Prozent. Überwiegend waren davon Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte betroffen. „Ich finde diese Entwicklung erschreckend. Der Rechtsstaat muss hier klare Kante zeigen“, sagt Falk Schnabel.
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