Neues Angebot am Clemenshospital
Wertvolle Hilfe von den Babylotsinnen
Münster
Wenn ein Kind zur Welt kommt, stehen frisch gebackene Eltern vor großen Aufgaben. Manche überfordert das. Hilfe bekommen sie im Clemenshospital seit Beginn des Jahres von zwei Babylotsinnen.
Kurz vor der Geburt ist die werdende Mutter von Dortmund nach Münster gezogen. Schwangerschaft, Umzugsstress, keine Hebamme, und ein Ehemann, der gerade den Job gewechselt hat und deshalb keine Elternzeit nehmen wollte – die Frau war ziemlich auf sich alleine gestellt.
In solchen Fällen kommen im Clemenshospital seit Jahresbeginn Elke Alaze, Sozialarbeiterin und Krankenschwester, sowie Nicole Heidwinkel, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, als Babylotsinnen zum Einsatz.
Obwohl gerade erst gestartet, nimmt schon jede siebte Familie nach der Geburt dieses Unterstützungs- und Beratungsangebot im Clemenshospital in Anspruch. Darunter finden sich vielfältige Problemlagen: Teenie-Eltern, die noch in der Ausbildung sind, Nichtmuttersprachler, Alleinerziehende oder Menschen mit psychischen oder finanziellen Problemen.
Angebot für alle Familien offen
In einem persönlichen Erstgespräch ermitteln die Babylotsinnen den Unterstützungsbedarf und vermitteln dann etwa Angebote der „Frühen Hilfen“ oder der Nachsorge in der jeweiligen Wohnortnähe. Das geht von der Wochenbettnotversorgung über Hebammensprechstunden, Beschaffung fehlender Kinderkleidung bis zum Rückbildungskurs. Auch wenn bei Weitem nicht alle Eltern Probleme nach der Geburt haben, ist das Angebot für jedermann offen. Hilfe anzubieten, ohne dabei zu stigmatisieren, erfordere viel Fingerspitzengefühl, verdeutlicht Dr. Georg Hülskamp, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die Schwierigkeit des Lotsinnen-Jobs.
Das Clemenshospital der Alexianer ist die zweite Geburtsklinik mit Babylotsendienst nach dem St.-Franziskus-Hospital, wo die Lotsinnen des „Clemens“ während ihrer Zusatzqualifizierung hospitieren durften.
Finanziert werden die zwei 16-Stunden-Stellen zu 80 Prozent aus Landesmitteln. Mit jeweils 7000 Euro (zehn Prozent) tragen die Stadt Münster und der Babyausstatter „BabyOne“ die restlichen Kosten. Die Finanzierung des ersten Jahres stehe, um das Projekt zu verstetigen, seien Spenden weiterhin wichtig, sagte Sabrina Schulz vom Fundraising des Krankenhauses.
1822 Geburten im Jahr 2021
Da von den 1822 Geburten im vergangenen Jahr im Clemenshospital rund 30 Prozent der Mütter aus den umliegenden Kreisen und nicht aus Münster kamen, „wäre auch eine anteilige Beteiligung der Kreise für die zukünftige Finanzierung wünschenswert“, wie Dr. Rüdiger Langenberg, Chefarzt der Frauenklinik, beim Pressegespräch am Dienstag sagte.
Projekt Babylotse
Sabine Trockel, Jugendamtsleiterin der Stadt Münster, betonte, dass die Babylotsinnen mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag bei der Kontaktaufnahme und der Vermittlung in präventive Hilfsangebote der Frühen Hilfen leiste. „Daher freuen wir uns, den Babylotsendienst im Clemenshospital als weiteren Baustein unserer städtischen Präventionskette begrüßen zu können.“
Warum das Angebot so wichtig ist, verdeutlicht ein Vergleich: Heute liege die Aufenthaltsdauer nach normaler Entbindung bei 48 Stunden, früher waren es fünf Tage, erklärt Hülskamp. Dass die Familien über diese kurze Zeit hinaus unterstützt werden, helfe beim guten Start ins Familienleben.
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