Westfälischer Friedenspreis für die Künstler der Diplomatie - Alexis Tsipras und Zoran Zaev
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Auszeichnung
Westfälischer Friedenspreis für die Künstler der Diplomatie - Alexis Tsipras und Zoran Zaev
Münster
30 Jahren haben Griechenland und Mazedonien um den Namen der ehemaligen jugoslawischen Republik gestritten. Alexis Tsipras und Zoran Zaev haben einen Weg der Versöhnung gefunden. Am Samstag hat sie die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe dafür mit dem Westfälischen Friedenspreis geehrt.
Von Stefan Werding
Abschließendes Gruppenbild auf dem Sentenzbogen des Stadtweinhauses mit (v.l.): Oberbürgermeister Markus Lewe, Sarna Röser (Laudatorin), Eglis Levits (Laudator), Dr. Reinhard Zinkann (Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe), Alexis Tsipras, Felix Finkbeiner und Jana Reiter (beide Plant for the Planet) sowie Zoran Zaev.Foto: Jürgen Peperhowe
Den Jugendpreis im Rahmen der Verleihung des Westfälischen Friedenspreises erhielt die Initiative „Plant for the Planet“ (Pflanze für den Planet). Ihr Ziel ist es, ein Bewusstsein für den Klimawandel und für globale Gerechtigkeit zu schaffen. Die von Felix Finkbeiner angestoßene Idee will eine Billion Bäume pflanzen.
Die Wirtschaftliche Gesellschaft vergab den Preis wegen der Corona-Pandemie mit fast einjähriger Verzögerung.
Griechenlands Ex-Präsident Alexis Tsipras hob hervor, dass die wichtigste Errungenschaft des Vertrags darin liege, „dass unsere beiden Völker mit dem Abkommen miteinander an der Stabilität und Zusammenarbeit unserer Region arbeiten können“. Mit dem Prespa-Abkommen hätten beide Länder bewiesen, gemeinsame Probleme auf der Grundlage des Völkerrechts lösen zu können - auch in schwierigen Zeiten.
Zoran Zaev, Ministerpräsident Nord-Mazedoniens
Zaev erinnerte an die drei Jahrzehnte des Konflikts als eine Zeit „voller Unsicherheit, Sorge vor ungewollten Konsequenzen und festgefahrenen Perspektiven“. Aus dieser Sackgasse hätten er und Tsipras herausgefunden, weil sie beide konstruktive Lösung gesucht hätten. „Wir waren uns voll bewusst, dass wir unsere politische Laufbahn aufs Spiel gesetzt haben im Namen der Zukunft. Das hat uns verbunden und durch diesen Prozess geführt“, sagte er.
"Wenn du auf der gegenüberliegenden Seite des Verhandlungstisches jemanden sitzen hast, der Lösungen will, der die gleichen politischen Überzeugungen teilt, dann hast du alle nötigen Bestandteile für eine freundschaftliche Beziehung“, sagte Zaev. Diese Freundschaft hätten beide in die Gründung einer neuen Beziehung gegossen. „Wir haben entschieden, Lösungen wie Spuren hinter uns zu lassen. Lösungen für unsere Bürger und für unsere Gesellschaften. Das ist ein Beispiel für europäische Führung.“ Der Lohn: Nord-Mazedonien ist de-facto-Mitglied in der Nato (sehr zum Ärger Russlands) und auf dem Weg in die EU.
Alexis Tsipras, ehemaliger Ministerpräsident von Griechenland
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Wegbereiter für Konfliktende
Laudator Egils Levits, Staatspräsident Lettlands, betonte die positiven Auswirkungen auf alle europäischen Nationen, weil es „die Quelle für leidlich lange Differenzen zwischen zwei Staaten auf unserem Kontinent beseitigt“ hat. Die beiden Preisträger hätten sich „im Geiste der Großzügigkeit geeinigt“, auf objektive Kriterien bestanden und ein auf Standards basierendes Ereignis erreicht.
"Sie haben sich von der Ratio leiten lassen - nicht von irrationalem Druck“, sagte Levits über die Widerstände, gegen die sie das Abkommen unterzeichneten. So hätten sie eine „belastbare Grundlage für gutnachbarschaftliche Beziehungen zwischen beiden Nationen geschaffen.
Egils Levits, Staatspräsident Lettlands
Jugendpreis 2020
Klimaschützer Felix Finkbeiner gelingt es, sein Anliegen mit der Auszeichnung für die Politiker schnell unter einen Hut zu bringen. „Jedes Jahr verlieren wir weltweit so viel Bäume, wie zusammen in Deutschland, Griechenland und Nordmazedonien stehen“, sagte der Erfinder der Kinder- und Jugendinitiative "Plant-for-the-Planet". Umso wichtiger sei es, die schlimmsten Konsequenzen einer viele Jahrzehnte nicht ernst genug genommenen Klimakrise zu verhindern.
Fast 92.000 junge „Botschafter für Klimagerechtigkeit“ wollen dafür eine Billion Bäume weltweit pflanzen. Laudatorin Sarna Röser, Bundesvorsitzende des Verbandes „Die jungen Unternehmer“, gefallen an der Initiative vor allem die „aktiven Lösungen statt Vorschriften und Verbote“. Klimaschutz sei nur möglich, wenn ihn Gesellschaft, Politik, Medien und Wirtschaft gemeinsam verwirklichten. "Plant-for-the-Planet" zeige, wie weit man mit Mut und Engagement kommen könnte. Darum wünschte sie den Jugendlichen: „Lasst Eure Bäume in den Himmel wachsen.“
Sarna Röser, Bundesvorsitzende des Verbandes „Die jungen Unternehmers“ zu „Plant-for-the-Planet“
Felix Finkbeiner (l.) und Jana Reiter von "Plant for the Planet".Foto: Jürgen Peperhowe
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