Münster/Sendenhorst: Reaktivierung der WLE-Strecke kommt mit einem Jahr Verspätung
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Bahnverkehr
Reaktivierung der WLE-Strecke kommt mit einem Jahr Verspätung
Münster/Sendenhorst
Rückschlag für ein regional bedeutendes Mobilitätsvorhaben: Die geplante Reaktivierung der WLE-Eisenbahnstrecke zwischen Münster und Sendenhorst kommt später. Das dürfte nur die Gegner des Projekts freuen.
Die Reaktivierung der WLE-Strecke zwischen Münster und Sendenhorst verzögert sich weiter.Foto: Matthias Ahlke
Über der viel beschworenen Mobilitätswende im Münsterland ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Die geplante Reaktivierung der Trasse der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) zwischen Münster und Sendenhorst verzögert sich nämlich erneut.
Diese Nachricht teilte der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe am Freitagmittag mit. Die 21 Kilometer lange WLE-Strecke zwischen den beiden Orten soll künftig bekanntlich für den Personennahverkehr genutzt werden. Doch die eigentlich für 2025 avisierte Inbetriebnahme ist nach dem aktualisierten Terminplan nun erst in der zweiten Jahreshälfte 2026 vorgesehen, wie es heißt.
„Aufwendige Planungen“ sind Grund für Verzögerung
Als Grund für die Verzögerung führt der Zweckverband die „aufwendigen Planungen“ ins Feld – etwa für den perspektivischen Einsatz von lokal emissionsfreien, akkubetriebenen Zügen. Auch der Mehraufwand durch die alte Technik der Leit- und Sicherungsanlagen und die herausfordernde Neutrassierung des Knotens Münster durch die neue Abstellanlage werden als Auslöser für die Verspätung angeführt. Der angeblich zusätzliche Planungsaufwand könne aufgrund der ohnehin knappen Planungskapazitäten bei der Deutschen Bahn und den beteiligten Ingenieurbüros nicht mehr kompensiert werden, heißt es weiter.
Die Verärgerung bei den politisch Verantwortlichen in Münster und dem Kreis Warendorf ist jedenfalls groß. „Die erneute Verzögerung trifft bei uns auf großes Unverständnis. Sowohl für die Kommunen im Kreis Warendorf als auch die Stadt Münster hat die WLE-Reaktivierung eine verkehrlich ausgesprochen hohe Bedeutung“, hieß es vom Landrat des Kreises Warendorf, Olaf Gericke. Die WLE-Strecke zwischen Münster und Sendenhorst gilt als ein wichtiger Bestandteil der geplanten Münsterland-S-Bahn. Sie soll den Umstieg auf die Schiene voranbringen.
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe will sich mit der Verzögerung nicht zufriedengeben: „Die Kommunen halten die vereinbarten Zeitpläne ein. Das fordern wir auch von allen anderen Partnern.“ Mit dieser Forderung weiß der Oberbürgermeister nach eigenen Worten auch Sendenhorsts Bürgermeisterin Katrin Reuscher und Dr. Olaf Gericke als Landrat des Kreises Warendorf an seiner Seite. Gemeinsam wollen sie den Druck hochhalten, „damit alle Projektpartner ihre Aufgaben pünktlich erledigen“.
Kommentar: Denken in Jahrzehnten – nicht in Jahren
Da hilft selbst der schöne Sonnenschein am Freitagmittag nicht mehr, um die Laune bei Oberbürgermeister Markus Lewe aufzuhellen. Extrem verärgert sei er, sagt Münsters Stadtoberhaupt auf dem Weg zur Landräte-Konferenz frank und frei.
Bessere Anbindung vom Südosten an Münsters Zentrum
Wie die Stadt Münster mitteilt, haben sich Lewe und Gericke bereits mit einem gemeinsamen Schreiben an den NWL gewandt, in dem sie ihr Unverständnis zum Ausdruck bringen. Zugleich bitten sie um die Klärung zentraler Fragen rund um die angekündigte Verzögerung.
Mit der Reaktivierung der WLE-Strecke in Münster sollte die ÖPNV-Anbindung vom Südosten aus ins Zentrum deutlich verbessert werden. Schließlich führt der zuletzt nur für den Güterverkehr genutzte Schienenstrang von Sendenhorst über Wolbeck, Angelmodde und Gremmendorf zum münsterischen Hauptbahnhof. Auf dem Weg dorthin muss die Stadt noch fünf Haltepunkte in Münster bauen. Dafür hat sie nun infolge der Verzögerung wohl mehr Zeit.