1. www.wn.de
  2. >
  3. Münster
  4. >
  5. WN-Spendenaktion 2022: Faire Löhne – keine Almosen

  6. >

WN-Spendenaktion: Näherinnen

Faire Löhne – keine Almosen

Münster

Arbeiterinnen dabei helfen, ihre Rechte einzufordern: So versteht die in Münster ansässige Christliche Initiative Romero ihre Arbeit. Als Teil der WN-Spendenaktion kämpft sie für Näherinnen in mittelamerikanischen Textilfabriken.

Groß, laut und staubig: So sieht es in einer Textilfabrik in El Salvador aus. Der Lohn für die Frauen steht in keinem Verhältnis zur Arbeitsbelastung. Foto: Christliche Initiative Romero

Wenn Hilfsorganisationen um Spenden für Entwicklungshilfeprojekte bitten, dann erfolgt das meistens nach folgendem Muster: Für 50 Euro könne man das Schulgeld eines Kindes übernehmen, heißt es, für 100 Euro eine lebenswichtige Operation finanzieren, für 200 Euro eine Impfkampagne starten.

Die Christliche Initiative Romero aus Münster wirbt um Spenden für Näherinnen in mittelamerikanischen Textilfabriken. Aber das klingt anders: „50 Euro kostet eine umfassende juristische Beratung einer rechtswidrig entlassenen Näherin.“ 100 Euro, so heißt es weiter, versetze die Partnerorganisationen in Mittelamerika in die Lage, einen Radiospot zu erstellen und auszustrahlen, um die Näherinnen über ihre Arbeitsrechte zu informieren.

Und für 200 Euro könne man einen Workshop für zehn Frauen organisieren, die als Folge jahrelanger Fabrikarbeit gesundheitlich beeinträchtigt sind und eine Therapie benötigen.

„Menschenrechte vor Profit“

Bei der Hilfe der in Münster ansässigen Christlichen Initiative Romero (CIR) geht es ausdrücklich nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit und um faire Arbeitsbedingungen. So gibt es beispielsweise einen Notfallfonds zur Unterstützung für Frauen, die Stress mit ihrem Arbeitgeber haben, weil sie sich für die Anliegen ihrer Kolleginnen einsetzen. „Menschenrechte vor Profit“, nennt es die CIR-Spendenbeauftragte Maria Wilmer.

Vier Projekte, ein Konto

In El Salvador, Honduras, Guatemala und Nicaragua arbeitet rund eine halbe Million Menschen, ganz überwiegend Frauen, in Textilfabriken. Die dort produzierten Textilien sind unter anderem für den nordamerikanischen und europäischen Markt bestimmt.

Mindestlohn angehoben – auf niedrigem Niveau

Wie sehr die Arbeitswelt dort von der unseren entfernt ist, zeigt einer der ganz großen Erfolge, die die örtlichen Partnerorganisationen der CIR erreichen konnten: 2016 wurde der Mindestlohn für die Textilarbeiterinnen in El Salvador von 220 auf 300 Euro im Monat angehoben. Die CIR hat einmal ausgerechnet, dass mit diesem erhöhten Lohn in El Salvador gerade einmal 35 Prozent der Lebenshaltungskosten einer einheimischen vierköpfigen Familie gedeckt werden können.

Faire Löhne und zumutbare Arbeitsbedingungen in Mittelamerika sind die zentralen Ziele von Maria Wilmer und ihren Mitstreiter(innen). Das beinhaltet vor allem Aufklärung, das Einfordern von Rechten und das Aushandeln von Standards.

Und so kennt die Christliche Initiative Romero auch ganz unkonventionelle Formen einer finanziellen Hilfe, etwa die Übernahme von Anwalts- und Gerichtskosten oder auch eine Unterstützung, wenn Näherinnen Krach mit ihrem Arbeitgeber haben – weil sie es gewagt haben, eine Gewerkschaft zu gründen.

Startseite