Studenten initiieren Hilfsprojekt
Boxen für Beirut
Münster
Beirut ist weit weg – aber Maria Waldorf und Johannes von Wrede gehen die Folgen der Explosionskatastrophe vor zwei Monaten sehr nah: Seit einem ehrenamtlichen Engagement in der libanesischen Hauptstadt haben sie dort viele Freunde. Deshalb gehören die beiden Studenten nun zu den Initiatoren des Hilfsprojekts „Boxes for Beirut“.
Der 4. August 2020 ist der vielleicht schrecklichste Tag in der Geschichte Beiruts. Eine Explosion unvorstellbaren Ausmaßes legte das Hafenviertel in Schutt und Asche. „Das pulsierende Zentrum ist in die Luft geflogen“, beschreibt es Johannes von Wrede.
Der 25-Jährige kennt das Viertel gut: Vor fünf Jahren verbrachte er zehn Monate in Beirut – als Ehrenamtlicher im Caravan-Projekt des Malteser-Ordens. „Atemberaubende Landschaft, die Offenherzigkeit der Menschen und eine tatsächlich grandiose Gastfreundschaft“ sorgten dafür, dass der Bielefelder sich in das Land verliebte, Freunde fand, Kontakt hält und eigentlich jedes Jahr wieder hinfliegt.
Große Betroffenheit
Genau wie Maria Waldorf, die heute in Münster studiert. „Wo wir gefühlt gestern noch gebruncht haben, ist heute nichts mehr“, beschreibt die 22-Jährige ihre Betroffenheit. Hinzu komme eine Art Trauma, das selbst viele nicht direkt Betroffene im Land erlitten hätten. Dieser herbe Rückschlag nehme vielen vor allem jungen Menschen die Hoffnung, dass sich die Lage im Land einmal zum Guten wendet.
Einkauf vor Ort
Für die Caravan-Ehemaligen war klar: Sie wollen helfen. Zusammen mit Freunden in Beirut entwickelten sie die Idee der „Boxes for Beirut“: Sie packen Kisten mit Lebensmitteln wie Reis, Hummus, Dosenfleisch und verteilen sie unter Bedürftigen. Zudem gibt es Hygieneboxen und die Idee, beim Wiederaufbau von Häusern zu helfen. Alle Produkte kaufen sie vor Ort, um zugleich den örtlichen Händlern zu helfen.
Dazu sammeln sie in Deutschland Geld. Schnell waren mehr als 30 000 Euro zusammengekommen und fast 1000 Pakete verteilt. „Wir konnten unser Glück kaum fassen“, sagen sie.
Gemeinützigkeit
Aber die hohen Beträge sind auch Verpflichtung, mit dem Geld verantwortungsvoll umzugehen. Inzwischen ist das Projekt als gemeinnützig anerkannt und kann Spendenquittungen ausstellen. Die Arbeit im Libanon ist gut organisiert mit einem Netzwerk von Ehrenamtlichen, die zudem etwa mit Kirchengemeinden kooperieren. Und ein eigener Internet-Auftritt ist online.
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