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Neue Leitung im Münsterland

Die Niederlande stellen ab 2030 die Gaslieferung ein

Velen

Weil die Niederlande spätestens ab 2030 kein Erdgas mehr liefern, baut der Gastransporteur Open Grid Europe derzeit ein neue Leitung von Belgien bis nach Legden im Kreis Borken. Durch die Röhren soll ab 2021 Gas strömen, das sich von dem aus den Niederlanden in einem wichtigen Punkt unterscheidet.

Elmar Ries

In Velen wird derzeit ein Teil der neuen Gasleitung verlegt. Durch sie strömt künftig Gas nach Deutschland, das im Hafen von Antwerpen angeliefert wurde. Die Niederlande drehen ab 2030 den Hahn zu, darum muss Ersatz her. Foto: Wilfried Gerharz

Große Bagger, lange Rohre, eine sehr breite und noch viel längere Baustelle: In Velen im Kreis Borken ist heute schon zu sehen, was im übrigen Westmünsterland noch kommt. Der Gastransporteur Open Grid Europe, vormals Ruhrgas, baut eine neue Hauptleitung. Zeelink heißt die, kommt aus Belgien und führt von Stolberg bei Aachen bis nach Legden. Von dort aus wird das Gas dann weiter verteilt. 216 Kilometer lang ist die Trasse auf deutschem Gebiet und 600 Millionen Euro teuer.

Die neue Leitung kommt, weil das alte Gas geht. Die Niederlande exportieren bald kein Gas mehr nach Deutschland. Nach förderbedingten Erdstößen oberhalb des Gasfeldes bei Groningen hatte die Regierung in Den Haag 2012 die Förderung zurückgefahren und ab 2030 einen Exportstopp beschlossen.

Folgen für Deutschland

Für Deutschland hat das fundamentale Folgen. Nach Angaben von Thyssengas in Dortmund bezieht die Bundesrepublik und hier vor allem Westdeutschland pro Jahr rund 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas vom Nachbarn. Das entspricht rund ei­nem Drittel des Gesamtbedarfs.

Das Gas vom Nachbarn kann zwar problemlos durch Lieferungen aus Russland, Übersee oder der Nordsee ersetzt werden, birgt aber zwei Probleme: Zum einen muss eine neue Gasstraße gebaut werden, „da der nichtrussische Ersatz vor allem im Hafen von Antwerpen ankommt und verteilt werden muss“, sagte Open-Grid-Sprecher Helmut Roloff am Montag in Velen.

Zum anderen hat das sogenannte H-Gas einen höheren Brennwert als das L-Gas aus den Niederlanden. Darum werden die L-Gas-Endkunden – rund fünf Millionen Haushalte in Deutschland – in der nächsten Zeit ihre Heizungen überprüfen und gegebenenfalls ans neue, energiereichere Gas anpassen lassen müssen. In NRW betroffen sind der Niederrhein, der Großraum Köln/Düsseldorf, Teile des Ruhrgebiets – und eben Teile des Münsterlandes.

Zwei Millionen Kubikmeter Gas pro Stunde

Open Grid Europe hat die neue Gastrasse in fünf Bauabschnitte eingeteilt. „Wir bauen parallel“, sagte Roloff. Schließlich soll das über 200 Kilometer lange Rohrwerk im März 2021 komplett verlegt sein. In Legden wurde ein ein Kilometer langer Abschnitt vorgezogen, „weil wir dort dem geplanten Neubau der Kreisstraße 11n nicht in die Quere kommen wollen“, sagte Bauleiter Erik Veldmann.

Ein Meter misst das neue Gasrohr im Durchmesser, zwölf Meter lang ist ein Stück und sieben Tonnen schwer. Am Dienstag, spätestens Mittwoch will Veldmann die drei miteinander verschweißten Rohre tief unter der alten K 11 hindurchpressen. Auf freien Abschnitten werden sie knapp 1,20 Meter tief liegen – „sodass Landwirte oben weiterhin die Felder bestellen können“, erklärte Roloff. Zwei Millionen Kubikmeter Gas sollen pro Stunde durch die neue Leitung fließen. In Legden baut Open Grid Europe zudem einen Verdichter, von dort aus wird das Gas über das bestehende Netz weiter verteilt.

Umstellung von L- auf H-Gas im Münsterland

Die Stadt Münster will voraussichtlich 2028 von L- auf H-Gas umstellen. Möglicherweise schon im kommenden Jahr wollen die Stadtwerke Tecklenburger Land in Ibbenbüren, Hörstel, Hopsten, Mettingen, Recke, Lotte und Westerkappeln den Schalter umlegen. Zeitgleich wollen auch Lengerich, Ladbergen, Lienen und Tecklenburg L- anstatt H-Gas nutzen. Ahlen, Drensteinfurt, Ascheberg sowie Sendenhorst planen die Umstellung irgendwann nach 2025. Warendorf, Borken, Coesfeld, Bocholt, Rheine und Greven beziehen schon seit den 1990er Jahren H-Gas.

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