Bundestagswahl
Heimspiel für die Kanzlerin: Merkel spricht in Münster vor 5000 Menschen
Münster
Kanzlerinnenbesuch heißt Anwesenheitspflicht. Das gilt vor allem in Zeiten des Wahlkampfs. Und so ist es nicht verwunderlich, dass an diesem Dienstag viele nach Münster gekommen sind, die in der CDU Rang und Namen haben.
Ministerpräsident Armin Laschet ist da, flankiert von der Hälfte seines Kabinetts, natürlich Karl-Josef Laumann, Sozialminister und Bezirkschef seiner Partei. Ihnen allen gehört das Podium, während knapp 5000 Besucher vor der Bühne stehen, den malerischen Dom als Kulisse.
Punkt vier: Angela Merkel ist auf die Minute pünktlich. Flankiert von Laumann und Laschet marschiert sie durch die Reihen, erntet von Beginn an Applaus. Klar ist da schon: Der Auftritt in Münster wird für die Bundeskanzlerin ein Heimspiel. Etwas mehr als eine Stunde wird sie auf dem Podium stehen, Pfiffe, Proteste, Buhrufe sind in dieser Zeit weitgehend Fehlanzeige. Lediglich ganz zum Schluss kreist ein kleines Flugzeug mit AfD-Werbung über dem Domplatz; es wird kaum wahrgenommen.
Die Regie hat das Programm auf Wahlkampf getrimmt. Zuerst dürfen sich die CDU-Kandidaten des Münsterlandes vorstellen, die Runde gerät eher brav. Danach begrüßt der noch neue NRW-Ministerpräsident Armin Laschet Besucher und Kanzlerin, lobt Westfalen, die Partei und deren Vorsitzende. „Noch 33 Tage bis zur Bundestagswahl“, sagt er. Jeder habe am 24. September die Chance, mit seiner Stimme zu entscheiden, wie es in Deutschland weitergehen soll. Ein Warm-up für die Hauptrednerin.
Münsterland-Karte aus Schokolade
Am Morgen Gast auf der „Gamescom“ in Köln, nachmittags Münster, am Abend noch ein Auftritt in Bergisch-Gladbach. Merkel ist im Wahlkampfmodus. Ihre Rede: ein Parforceritt durch die Innenpolitik. Nur am Horizont hat darin der islamistische Terror Platz, kein Wort verliert sie zur Krise mit der Türkei, stattdessen: ein Plädoyer für den Breitband-Ausbau, die Betonung der Familien inklusive deren steuerlicher Entlastung, ein Loblied auf Familienunternehmen – „sie sind das Rückgrat der Wirtschaft“ – und die Zusage, weiterhin und in den nächsten Jahren vor allem mehr in die Bereiche Bildung und Forschung zu investieren, „damit es uns auch in Zukunft so gut geht wie heute“.
Mit wenigen Sätzen verteidigt sie ihre Flüchtlingspolitik von 2015, betont aber auch, dass sich „ein solches Jahr nicht wiederholen kann und darf“. Wer in Deutschland lebe, auch das sagt die Kanzlerin, müsse die deutsche Sprache lernen und sich an hiesige Gepflogenheiten, Gesetze und Werte halten. Drei Sätze, dann ist sie schon wieder beim nächsten Thema: Europa. „Solange wir in Europa zusammenarbeiten, leben wir auf einem friedlichen Kontinent.“ Miteinander statt gegeneinander, gemeinsam anstelle von einsam: Das war Merkels roter Faden.
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Am Ende: der Auftritt des CDU-Bezirkschefs Karl-Josef Laumann. Er habe überlegt, was er Merkel schenken könne, sagt er. Einen westfälischen Schinken gab es schon. Im Garten des Kanzleramtes wächst ein Apfelbaum aus der Region. Diesmal, so Laumann, sei er auf eine Karte des Münsterlandes gekommen. „Keine digitale“, sagte er feixend, „eine aus Schokolade“. Weil die so schön schwarz sei. „Schwarz wie das Münsterland.“
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