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Polizei und Innenminister: „Konsequent gegen Gewalttäter vorgehen“

Hunderte Jesiden demonstrieren friedlich

Münster/Herford/B...

Gegen die Verfolgung der Jesiden durch die sunnitische Miliz „Islamischer Staat“ (IS) sind am Freitag Nachmittag in Münster rund 300 Menschen auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern der Demonstration waren vor allem Frauen und Kinder. Der münsterische Protest verlief bis zum frühen Abend friedlich.

Falar-Scharif Maschka baute am Freitag in Bielefeld einen Friedenstand auf, der auf die Verfolgung von Jesiden und anderen Minderheiten im Irak hinweist. „Das ist Völkermord, was da passiert, bald ist unsere Kultur ausgestorben“, sagte Maschka, der mit seinem Klapptisch in der Innenstadt Unterschriften und Spenden sammelte.

Der Jeside will etwas für seine Verwandten im Irak tun. „Vor allem für die ganzen Kinder, die in der Bergregion eingeschlossen sind.“ 3300 Kilometer Luftlinie trennen ihn von seiner Familie, die von den vorrückenden IS-Milizen wegen ihrer Religion als „Ungläubige“ und „Teufelsanbeter“ verfolgt wird. In Deutschland leben mehr als 50 000 Angehörige der Jesiden – die meisten von ihnen in NRW und Niedersachsen.

Auch in Bielefeld werden am Samstag mehrere Tausend Jesiden erwartet. Die Veranstalter sprechen von bis zu 10 000 Teilnehmern aus ganz Deutschland. Überwiegend sollen Jesiden und Kurden zusammenkommen, aber auch Aleviten und Christen, weil ihre Glaubensgenossen ebenfalls von den islamistischen Extremisten verfolgt werden. Die Polizei teilte mit, auf Gewalt und Straftaten entschlossen reagieren zu wollen. Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigte mit Blick auf die schweren Krawalle an, „konsequent gegen Gewalttäter vorzugehen“: So war es am Mittwoch in Herford zu Ausschreitungen zwischen Jesiden und muslimischen Extremisten gekommen. Am Donnerstag demonstrierten rund 600 Jesiden in Detmold sowie rund 250 Anhänger in Essen. Beide Veranstaltungen verliefen friedlich. Am Freitagabend war eine weitere Demonstration in Herford angekündigt worden. Die Veranstalter rechneten mit bis zu tausend Teilnehmern, wie ein Polizeisprecher am Freitag in Herford sagte.

Die islamistische IS will im Irak und in Syrien einen Gottesstaat errichten und verfolgt dort die überwiegend kurdische religiöse Minderheit der Jesiden. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker haben islamistische Kämpfer im Nordwesten des Landes innerhalb weniger Tage mindestens 300 Jesiden getötet und etwa 500 jesidische Frauen gefangen genommen. Das Jesidentum ist eine rund 4000 Jahre alte Religion, die Glaubenselemente und Riten westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Judentum, Christentum und Islam verbindet.

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