Die Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region haben deutlich zugenommen. Deshalb haben sich die Geschäftserwartungen eingetrübt. Das geht aus einer Umfrage der IHK Nord Westfalen hervor.
Von Jürgen Stilling
Die Verteuerung der Energie macht vielen Unternehmen in der Region große Sorgen. Das geht aus den Ergebnissen der Konjunkturumfrage hervor, die IHK-Hauptgeschäftsführer Fritz Jaeckel (kl. Foto) am Dienstag vorstellte. Unser Bild zeigt das Uniper-Kohle-Kraftwerk Datteln 4.Foto: dpa
„Die Unternehmen sehen substanzielle Abwärtsrisiken“, berichtete der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, Dr. Fritz Jaeckel, am Dienstag in einer Videokonferenz zu einer aktuellen Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsfirmen. „Die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung ist in weiten Teilen der Wirtschaft erloschen“, resümierte Jaeckel.
Gestiegene Energie- und Rohstoffpreise
„Wir stecken in einer Beschaffungs- und Energiekrise“, erklärte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Er verwies darauf, dass mehr als 83 Prozent der befragten Unternehmen („in der Industrie sogar fast 97 Prozent“) die durch den Krieg in der Ukraine extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als das größte Konjunkturrisiko bewerten. Auch die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachten die Unternehmen der Region mit zunehmender Skepsis. Dazu zähle auch die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale und den damit dann stark steigenden Arbeitskosten, sagte Jaeckel.
Um Inhalte aus Twitter anzuzeigen, brauchen wir Ihre Zustimmung.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Drittanbietern angezeigt werden.
Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter und auch an Drittländer übermittelt
werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Hinweise zum
Datenschutz.
Allerdings gelinge es vor allem den Industrieunternehmen recht gut, die steigenden Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. 70 Prozent der Betriebe in der gewerblichen Wirtschaft hätten diese Überwälzung hinbekommen, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Getrübte Erwartungen
Die aktuelle Geschäftslage beurteilen fast 40 Prozent der Firmen noch mit „gut“, nur jeder elfte Betrieb sieht sich in einer schlechter Lage. Doch die Zukunftserwartungen sind massiv eingetrübt: Lediglich jedes zehnte Unternehmen rechnet noch mit einer positiven Entwicklung seiner Geschäfte. Entsprechend fällt der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Beurteilung von Lage und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert ausdrückt, auf 96 Punkte. Das sind 26 Punkte weniger als noch zum Jahresbeginn und „ein neuer Tiefstand, der sich deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts bewegt“, unterstrich Jaeckel. Allerdings habe der Tiefpunkt während der Corona-Pandemie noch deutlich niedriger gelegen.
Kaum verändert hat sich der Erhebung der IHK zufolge die Investitionsneigung der Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region. „Allerdings fließen die Finanzmittel derzeit vor allem in den Ersatzbedarf“, hob Jaeckel hervor.
Mit Blick auf das Öl-Embargo der EU gegen Russland zeigte sich der IHK-Hauptgeschäftsführer gelassen. „Nordrhein-Westfalen hängt nur zu 15 Prozent von russischem Öl ab – das ist deutlich weniger als in anderen Regionen Deutschlands“, so Jaeckel.
Öl-Embargo: Was die Sanktionen für Opec+ und Europa bedeuten