Saisonstart verzögert sich
Kälte und Regen bremsen die Erdbeeren
Nordkirchen
Regen prasselt auf den Folientunnel des Hofs Pröbsting in Nordkirchen-Capelle: Nein, dieses April-Wetter mitten im Mai hilft so gar nicht. Immerhin: Im sogenannten „geschützten Anbau“ wie hier im Folientunnel werden die ersten Früchte geerntet. Und bald geht die Saison so richtig los. [Mit Video]
Als die vier Kinder aus dem Gröbsten raus waren, überlegte Anne Pröbsting hin und her. Sollte sie wieder zurück in ihren Beruf? Sie wollte gerne – aber starre Arbeitszeiten passen wiederum nicht so recht zu Familie und heimischem Hof. Da kam ihr die Idee mit den Erdbeeren. Mit einem Viertel Hektar ging es los, mehr ein Hobby als ein Geschäft. Jetzt, 16 Jahre später, gedeihen die Früchte auf 4,5 Hektar, davon 3,5 Hektar im Freiland, und sind ein wichtiges Standbein des Hofs Pröbsting am Ortsrand von Nordkirchen-Capelle.
Am Dienstag sollte die Erdbeersaison offiziell eröffnet werden. Dass der Landesverband Obstbau Westfalen-Lippe dafür eigens ein Zelt aufbauen musste, ist sinnbildlich: Der kalte April und der bislang eher regnerische Mai lassen die Beeren kaum gedeihen. Nur im so genannten „geschützten Anbau“ – etwa in den riesigen, begehbaren Folientunneln – werden die ersten Früchte reif. Der Ertrag liegt noch bei 30 Prozent, schätzt Anne Pröbsting. Das wirkt sich auf den Preis aus: Pröbstings bieten ihr Pfund derzeit für 4,90 Euro an. In der ertragreichen Hochsaison werden es wohl etwa 1,50 Euro weniger sein.
Bald kommen bessere Zeiten
Doch die Beeren-Branche ist zuversichtlich, dass bald bessere Zeiten kommen. „Die Kulturen sehen nicht schlecht aus“, findet Stefan Kraege, der Vorsitzender des Obstbau-Landesverbands ist. Und Karl Schulze Welberg, Beerenobstberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, ergänzt: „Der Schädlingsdruck ist nicht groß.“ Ende Mai könne es richtig losgehen.
Hobby wurde zum zweiten Standbein
Pröbstings sehnen das herbei. Der Erdbeeranbau trägt längst einen erheblichen Teil zu den jährlichen Erträgen des Hofs bei, der im Kern ein Schweinemastbetrieb mit 5000 Mastplätzen und der flankierenden Ackerbewirtschaftung ist. Rund 80 Prozent ihrer Erdbeeren vermarktet der Familienbetrieb direkt – sei es ab Hof, über eigene Buden in der Region oder per Selbstpflückerfeld.
Umweltschutz
Dass die Erdbeerbauern ganz automatisch auch etwas für den Umweltschutz tun, war Stefan Kraege am Dienstag wichtig zu betonen. Pro Hektar gebe es etwa eine Million Blüten – ein Paradies für Bienen, Schwebfliegen, Hummeln, Marienkäfer und Wanzen. „Wir möchten dazu anregen mitzumachen“, erklärte er. Deshalb verteilt sein Verband in diesem Jahr kostenlos Tütchen mit Blühmischungen.
Video in Kooperation mit dem WDR:
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