Erinnerung an die jüdische Familie de Jong
Viel zu früh gestorben
Ahaus
Der jüdische Viehhändler Moses de Jong wohnte mit seiner Familie in einem Haus an der Coesfelder Straße 2 (heute Parkplatz Wallstraße) – gegenüber dem Rathausplatz, an dessen südwestlicher Ecke seit 2009 fünf Stolpersteine liegen. Ein Blick auf eine bewegende Geschichte.
Heute sei an den jüdischen Viehhändler Moses de Jong und seine Familie erinnert, die in einem Haus an der Coesfelder Straße 2 (heute Parkplatz Wallstraße) wohnte – gegenüber dem Rathausplatz, an dessen südwestlicher Ecke seit 2009 fünf Stolpersteine liegen.
Der 1879 geborene Moses de Jong war der älteste Sohn von Simon de Jong, der um 1875 von Haaksbergen nach Ahaus gezogen war, und dessen aus Ahaus stammender Frau Mathilde, geb. Gumpert.
Im Jahre 1910 heiratete Moses de Jong Else Minkel, die aus Mayen stammte. De Jong war in Ahaus hochgeachtet und Mitglied des Kriegervereins. Am Ersten Weltkrieg hatte er mit 16 weiteren jüdischen Männern aus Ahaus teilgenommen, von denen sieben im Krieg fielen. Moses de Jong erhielt das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse.
Pogromnacht
Als Vorsteher der jüdischen Gemeinde protestierte er vor 1933 beim Landrat gegen antijüdische Hetzreden bei NS-Versammlungen in Ahaus.
Als nach 1933 der Viehhandel immer mehr erschwert und Moses de Jong in der Pogromnacht 1938 zusammengeschlagen wurde, versuchte er mit seiner Familie ins Ausland zu fliehen. Dieses Vorhaben gelang ihm nicht, zumal die 90-jährige Theresia Minkel, die Mutter seiner Frau, noch im Haus lebte.
Als sie 1941 starb, wurde sie als letzte auf dem Jüdischen Friedhof in Ahaus begraben. Vier Tage dauerte die Reise ins Ghetto nach Riga. Vom 10. bis 13. Dezember 1941 wurden Moses und Else de Jong zusammen mit ihren Töchtern Ilse und Marianne von Ahaus über Münster nach Riga deportiert.
KZ Stutthof
Dort wurden er und seine Frau wahrscheinlich im November 1943 ermordet. Möglicherweise sind sie aber auch noch nach Auschwitz in die Gaskammer gekommen. Als sie ermordet wurden, waren sie 64 und 61 Jahre alt. Die jüngste Tochter der beiden, die 1923 geborene Marianne de Jong, ist auf mehreren Fotos von Kinderschützenfesten in ihrer Ahauser Nachbarschaft sowie auf einem Schulentlassungsfoto der Mädchen-Wallschule von 1937 abgebildet.
Zusammen mit ihrer neun Jahre älteren Schwester Ilse überlebte sie als eine von wenigen Insassen die Ghetto-Internierung, das KZ Stutthof sowie den „Todesmarsch“ im Winter 1945.
Nach der Befreiung zog sie mit Ilse nach Australien, wo beide heirateten und Kinder bekamen.
Beide starben sehr früh: Marianne Mote 1981 mit 58 Jahren, Ilse Oppenheim 1976 mit 62 Jahren. Die Töchter der beiden haben in den vergangenen Jahren Ahaus besucht – Joan Oppenheim im Jahre 2008, Marcia Krampel, geb. Mote, im Jahr 2018.
14 Jahre alt
Mariannes und Ilses ältere Schwester Hilde zog nach ihrer Heirat mit Klaus Galinski 1940 nach Frankfurt und Duisburg.
Von dort aus wurden beide im April 1942 ins Lager Izbica (heute Polen) deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Wahrscheinlich kamen sie im Vernichtungslager Belzec ums Leben. Hilde war wohl noch keine 30 Jahre alt. Jakob de Jong, der ältere Bruder von Hilde, Ilse und Marianne, starb schon 1924 im Alter von 14 Jahren. Sein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Ahaus ist eine durchbrochene Säule – ein Symbol für ein viel zu früh beendetes Leben.
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