Workshopreihe „Sounds Across Borders“
Afrikanische Popkultur: Zurück zu den Wurzeln
Gronau
Musik ist viel mehr als Sound. Sie erzählt Geschichten, berichtet von Realitäten, legt manchmal den Finger in die Wunde und macht oft einfach nur glücklich. Musik bewegt und kennt keine Grenzen – oder vielleicht doch? Genau das wird bald im Rock´n´Popmuseum in Gronau mit einer Workshopreihe erforscht.
Blues, Soul, Rock – die Wurzel eines Großteils der europäischen und amerikanischen Popularmusik liegt in Afrika. Nur: Im Rock‘n‘Popmuseum wird dieser Beitrag zur Musikgeschichte nur gestreift. „Wir haben eine europäische Sichtweise“, merkt Mitarbeiterin Britta Drewitz kritisch an. Dass sich junge Leute mit Migrationshintergrund daher kaum für das Museum interessieren, ist vor diesem Hintergrund erklärbar.
Da traf es sich gut, dass die Ilse-und-Johann-Hoff-Stiftung dem Museum Bereitschaft signalisierte, ein Projekt finanziell zu unterstützen. „Wir haben zwei, drei Ideen ausgearbeitet und vorgestellt. Und das Afrika-Projekt, wie der Arbeitstitel lautete, fand Zustimmung“, sagt Drewitz. Der offizielle Titel lautet nun „Sounds Across Borders“.
Britta Drewitz
Ziel ist es, junge Leute mit Migrationsgeschichte zu einem Workshop einzuladen. Ab September sollen sie sich alle 14 Tage samstags treffen und ihre Erfahrungen mit der Musik aus ihren Herkunftsländern austauschen. Den Workshop leiten wird das Dozentenpaar Sarah und Emeka Bob-Anyeji. Sarah ist Theaterpädagogin und Lehrerin, der gebürtige Nigerianer Emeka ist studierter Psychologe, Sozialarbeiter und in der Integrations- und Flüchtlingsarbeit tätig. Außerdem sind beide Poetryslamer.
Was letztendlich bei dem Projekt herauskommt – das ist offen. Nicht, dass die beiden keinen Plan hätten; aber die Inhalte werden stark davon abhängen, wie sich die Teilnehmergruppe zusammensetzt, welche Erfahrungen und Wünsche die junge Leute mitbringen. Am wichtigsten wird es sein, dass die Beteiligten anfangen zu erzählen. Wie erleben sie Musik? Welche Musik hören sie? Welche kulturellen Erfahrungen haben sie in ihren Familien und ihrem Umfeld gemacht?
Für kulturelles Selbstbewusstsein
„Wir wollen herausfinden, was sie mitbringen“, sagt Sarah Bob-Anyeji. „Die Traditionslinien wollen wir in den Mittelpunkt stellen.“ Die Ausstellung im Rockmuseum soll Anregungen und Anstöße geben, die Roots der Musik in der eigenen Kultur offenzulegen. Um so das kulturelle Selbstbewusstsein zu stärken? „Das ist ein guter Begriff“, meint die Dozentin.
Stiftungsvorstand Ingo Hoff sieht drei Komponenten, die in dem Projekt vereint werden: Soziales, Bildung und Kultur mit Musik als verbindendem Element. In seinem Unternehmen arbeitet ein junger Mann aus Eritrea – und der ist laut Hoff-Mitarbeiter Marc Behrendt angetan von der Idee.
Kulturelles Selbstbewusstsein stärken
Museums-Geschäftsführer Thomas Albers wiederum freut sich über die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung. 5000 Euro werden den jungen Leuten eine kostenlose Teilnahme ermöglichen. Sie sollten zwischen 15 und 25 Jahre alt sein (wobei sich auch ältere Interessierte melden können). Beginn der Workshops ist im September. Die Auftaktveranstaltung findet aber schon am 19. August ab 19.30 Uhr mit der Hiphop-Künstlerin Maali in der „Turbine“ statt.
Das Projekt wird dokumentiert und evaluiert – und könnte Basis für eine Sonderausstellung werden. „Wir planen im Rahmen des Projekts nämlich auch, afrikanische Kleidung herzustellen und vielleicht auch Instrumente“, sagt Sarah Bob-Anyeji. Aber – wie gesagt – das sind Pläne. Und vielleicht sehen die Ergebnisse des Projekt später ganz anders aus.
Anmeldungen bei Britta Drewitz,
02562 814821, E-Mail: britta.drewitz@rock-popmuseum.de.
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