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Christopher Cantzen im tschechischen Leitmeritz zum Priester geweiht

Ano! Ich bin bereit!

Epe/Leitmeritz

Priesterweihen sind selten geworden. Doch es gibt immer noch Männer, die die Herausforderung annehmen. Einer von ihnen kommt aus Epe – und er wurde in Tschechien geweiht.

Christopher Cantzen als Diakon vor der Priesterweihe, begleitet von Pfarrer Philipp Irmer und dem Kapuziner Pater Bruder Karl LösterDer Kandidat liegt ausgestreckt während der Allerheiligen-Litanei vor dem AltarChristopher Cantzen während der Primiz Foto: Jirí Vopálenský (3), Petr Macek (1).Jirí VopálenskýJirí VopálenskýPetr Macek

Auf die Frage des Bischofs Monsignori Jan Baxant, ob er bereit sei für die Weihe, antwortet Christopher Cantzen am Altar der Kathedrale von Leitmeritz: „Ano“, auf Deutsch: „Ja, ich bin da, ich bin bereit!“ Mit diesem „Ja“ erklärt er seine Bereitschaft, sich in den Dienst der Botschaft des Evangeliums und der Kirche zu stellen. Christopher Cantzen hat sich auf diesen Moment lange vorbereitet. Er sei inspiriert und begleitet worden von Pfarrer Philipp Irmer, ehemals Kaplan der Antonius-Gemeinde Gronau, sagt er.

Irmer war vom damaligen Abt Bernhard Thebes von Osek gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, den Wallfahrtsort Maria Ratschitz zu übernehmen. Der Kaplan habe zugesagt. Er habe sich zum Ziel gesetzt, die Wallfahrtskirche und die Wallfahrtsgemeinde neu zu beleben. Mit Mitgliedern aus dem in Gronau gegründeten Förderverein „Freundeskreis Maria Ratschitz“ war Christopher Cantzen 2003 zum ersten Mal nach Tschechien gefahren. Die prägendste Zeit sei allerdings sein Freiwilliges Soziales Jahr 2008/09 dort gewesen, sagt er. Zuletzt studierte er an der Uni Salzburg, lebte im Priesterseminar der Erzdiözese und übte seinen Dienst in der Pfarrei Marianske Radcice und fünf weiteren Pfarreien als Diakon aus.

Zweimal mussten wegen der Pandemie Weihe und Primiz verschoben werden. Vor gut einer Woche jedoch waren Eltern, Geschwister, Weggefährten, Freunde aus Salzburg und Gronau gekommen, um den großen Tag mit ihm zu feiern.

Eine Gruppe aus Deutschland war im nahen Kloster Osek untergekommen. Unter ihnen waren die früheren Pfarrer der Antonius-Gemeinde, Norbert Schulze Raestrup und Norbert Gellenbeck. Vor allem die Gäste, die zum ersten Mal im Kloster Osek und in der Gemeinde Mariansk waren, zeigen sich angetan von den rein baulichen Fortschritten, die über Jahre erzielt worden sind. Bilder zeigen für alle Besucher einen guten Einblick in die gewaltige Arbeit, die investiert worden ist.

Die Liturgie und Zeremonien der Priesterweihe sind für die Teilnehmer etwas Besonderes. Allein die Liturgie der Priesterweihe für sich ist schon ergreifend. Sich ganz in den Dienst Jesu und des Evangeliums zu stellen – und das in dieser in jeder Hinsicht schwierigen Zeit – dazu „gehöre schon Mut und Zuversicht. Und glaubwürdig müsse der Priester sein. Schließlich könne man die Kirche nur von innen heraus reformieren, so der Kommentar eines Teilnehmers.

Der Bischof ging in seiner Predigt auf die Glaubwürdigkeit des Priesterlebens ein: „Verkündige und lebe es!“ Dieser Ruf nach Aufrichtigkeit klang, als ob alle Christen mit einem solchen Aufruf gemeint waren. Die wichtigsten Texte während der Gottesdienste wurden in Tschechisch und Deutsch verlesen oder verkündet.

„O Gott, komm mir zu Hilfe; Herr, eile mir zu helfen!“ So begann am Nachmittag nach der Priesterweihe im Kapitelsaal des Klosters Osek die Vesper, die vom letzten Zisterzienser des Klosters, Pater Charbel, intoniert wurde. Er war der letzte Mönch in Osek. Schon seit 2008 ist er nicht mehr in Tschechien. Er wechselte zuerst in ein Kloster nach Bochum und ist jetzt tätig als Pfarrer im Wallfahrtsort Maria Kirchbüchl bei Wienerneustadt. Das Kloster Osek selbst wird vom Bistum verwaltet, geistlich und spirituell von den Geistlichen Irmer und Cantzen, wirtschaftlich vom Verwalter Dr. Koska betreut. Die Andacht war geprägt vom Vertrauen, das der Neupriester auf Gott setzt. „Befiehl dem Herrn Deinen Weg und vertraue ihm, er wird es fügen“, ist nicht zufällig auch der Leitspruch, den Christopher Cantzen sich selbst gewählt hat. Die Vesper endete mit Wechselgesängen und mit dem großen Magnifikat, dem Lobgesang Mariens.

Bei der Primiz begleitete den Neupriester eine große Anzahl von Mitbrüdern, die sich in der festlich geschmückten Wallfahrtskirche zu den Sieben Schmerzen Mariens in Maria Ratschitz am Altar eingefunden hatten. Die Predigt hielt der Pfarrer der Gemeinde, Philipp Irmer. Er ging darauf ein, dass ein jeder Priesterkandidat Prüfungen über sich ergehen lassen müsse. Das ergehe jedem so, der einen solchen verantwortungsvollen Dienst anstrebe. Offenbar aber habe Christopher Cantzen den festen Willen, als Priester am Reiche Gottes mitzuarbeiten. Am Ende des Gottesdienstes spendete der Neupriester allen Mitbrüdern und Gläubigen einzeln oder als Paar den Primizsegen. Vorher dankte er denen, die den Gottesdienst vorbereitet hatten. Mit einem ganz besonderen Dank wendete sich Christopher an seine Eltern Agnes und Hermann Cantzen, an seine Geschwister, Schwäger, Neffen und Nichten, und an die Freunde und Begleiter, ohne die ein solches Fest nicht möglich gewesen wären.

„Das war schon alles sehr beeindruckend, und Christopher hat alles ganz prima gemacht“, war die Meinung des Kapuzinerpaters Karl Löster aus Salzburg. Er war der Spiritual und geistliche Begleiter und hatte Christopher Cantzen in seiner Studienzeit kennen- und schätzen gelernt.

Die erste Heilige Messe (Heimatprimiz) in St. Agatha Epe wird der Neupriester am 19. September (Sonntag) feiern.

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