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Kantor Dr. Tamás Szöcs über den aktuellen Stand des Projektes

Das Orgelmärchen wird wahr

Gronau

Orgelbaumeister Konrad Scheffler und Kantor Dr. Tamás Szőcs stehen in einem Lagerraum in Frankfurt/Oder wie in einem Wald voller Orgelpfeifen. Zur märchenhaften Kulisse gehören über 2200 Orgelpfeifen aus Holz und Metall, ein Labyrinth aus mehreren Kilometern Bleirohr und unzählige Holz- und Metallteile, die allesamt mit Kürzel beschriftet sind. Ein unkundiger Besucher könnte dahinter eine Sprache aus dem Elfenland vermuten.

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Dr Tamás Szöcs (r.) informierte sich vor Ort in Frankfurt /Oder über den aktuellen Stand der Restaurierungsarbeiten an der Sauer-Orgel, die im Herbst nach Gronau kommen soll. Foto: Sammlung Szöcs

Meisterliche Zauberhände sind in der Orgelwerkstatt Scheffler schon seit mehreren Monaten dabei, diese Teile allesamt von den Rußspuren des Ruhrgebietes (die Orgel stand über 100 Jahre in Dortmund) zu befreien, ohne sie ihrer Patina zu berauben. Danach gilt es, die gereinigten Pfeifen nach und nach aufzurichten.

Anlässlich eines Besuches in Frankfurt/Oder hat der Kirchenmusiker und Motor des Orgelprojektes, Dr. Tamas Szőcs, Lagerräume und die Werkstatt besucht, um sich ein Bild von Fortschritt und Qualität der Arbeiten zu machen. Mehr als 2500 Lederbälgchen (die kleinste Lunge der Orgel) wurden hier bereits per Hand neu gefertigt und auch die größten Blasebälge sind schon gereinigt. Die Sanierungsarbeiten werden aber noch bis zum Sommer 2018 weitergeführt.

Szőcs, der das Projekt seit 2008 verantwortet, zählt in den Bilanzen des vergangenen Jahres einerseits große Fortschritte und Erfolge, gelungene Aktionen und die ungebrochene Begeisterung der Förderer auf. Andererseits mussten er und seine Mitstreiter zahlreiche harte Proben bestehen, Rätsel und unlösbare Knoten lösen und die Quadratur des Kreises schaffen. Zu diesen letzteren Proben gehörten 2017 die praktischen und amtlichen Schritte zur Umsetzung der historischen Sauer-Orgel aus Dortmund nach Gronau, die Baustellenleitung in Dortmund-Dorstfeld zum Abbau und zur Einlagerung des Instrumentes, das Einholen von Angeboten, das Abschließen von Verträgen, Beratungen mit Ämtern, Sachverständigen, Firmen sowie ein Schriftverkehr von vielen hundert Seiten.

Eine weitere Aufgabe war und bleibt die Erfüllung zahlreicher denkmalrechtlicher Auflagen und Bestimmungen, deren Einhaltung von einer Orgelkommission, zwei Denkmalbehörden und vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe geprüft wird. Ebenfalls spannend ist zurzeit die Vorbereitung der Stadtkirche für die Ankunft der zwölf Tonnen schweren Königin der Instrumente, die für den Herbst 2018 geplant ist. Bis dahin stehen bei der Sanierung der Empore Arbeiten an Heizung, Elek­troleitungen, Bodenbelag sowie Putz- und Malerarbeiten an, die auch bei einem Orgelneubau angefallen wären. Für die Sauer-Orgel ist zusätzlich die Erweiterung und die statische Verstärkung der Empore notwendig.

Neben diesen Aufgaben gab es im vergangenen Jahr weniger Möglichkeiten, um öffentlichkeitswirksame Aktionen oder große Benefizkonzerte durchzuführen, doch die Begeisterung der Spender hat nicht nachgelassen. Angesichts der Tatsache, dass in Gronau noch keine Pfeife dieser Orgel zu sehen oder zu hören war, spricht Szőcs mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung von dieser seit Jahren andauernden Solidarität des Spenderkreises. Als Dank für diese langjährige Treue können sich die 1100 Spender, je nach Höhe der bislang getätigten Spenden, einzelne oder mehrere Pfeifen im Wert zwischen zehn und 2500 Euro als symbolische Patenkinder aussuchen. Als Zeichen der Verbundenheit mit diesem Projekt suchen sich viele Spender Pfeifenpatenschaften mit Tonnamen zu den eigenen Namens-Initialen aus. Die Möglichkeit, eine Pfeifenpatenschaft zu erwerben, sie auszusuchen oder zu verschenken, steht anschließend – solange der Vorrat an Pfeifen reicht – für weitere Interessierte und für neue Orgelbegeisterte offen, teilt der Kantor mit.

Etliche planerische und bautechnische Hürden sind noch zu nehmen, für den Herbst 2018 ist die Ankunft der Orgel in Gronau geplant. Bevor das Instrument die Reise nach Gronau antritt, wird sie in ihrer Geburtsstadt Frankfurt/Oder komplett aufgestellt, zusammengebaut und einem Funktionstest unterzogen, anschließend wieder zerlegt und für den Transport verpackt. Hinzu kommen dann auch die in Epe eingelagerten Gehäuseteile und die in Paderborn restaurierte Rosette. Aufbau und Intonation des Instrumentes werden in Gronau etwa weitere sechs Monate dauern.

Informationen, wie das Orgel-Märchen wahr wird, zu den Aktionen des Orgelprojektes und zu den Patenschaften unter www.orgelbauverein-gronau.de.

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