26 Ratsmitglieder dafür
Epe bekommt eine Gesamtschule
Gronau
Epe bekommt eine Gesamtschule. Der Gronauer Rat hat sich am Mittwochabend in geheimer Abstimmung dafür ausgesprochen, die Planung einer eigenständigen Gesamtschule an zwei Gebäudestandorten, und zwar an der bisherigen Sekundar-/Realschule am Gildehauser Damm und der Hauptschule an der Gasstraße, voranzutreiben. Die Euregio-(Sekundar-)schule soll umgewandelt werden, was einen entsprechenden Beschluss der Schulkonferenz erforderlich macht.
Der Abstimmung war eine eineinhalbstündige Debatte vorausgegangen, in der die Argumente Für und Wider sachlich, aber auch emotional und bei allem inhaltlichen Dissens mit Respekt voreinander ausgetauscht wurden. Deutlich wurde dabei: Viele Ratsmitglieder hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. In der Debatte zeigte sich, dass es zumindest in den Fraktionen von CDU und UWG keine einheitliche Meinung gab.
Anders das Bild bei der SPD: „Wir haben uns ja schon früher für eine Gesamtschule in Epe ausgesprochen“, erinnerte Fraktionschef Norbert Ricking. Das aktuelle Gutachten hätte ergeben, dass die Schülerzahlen voraussichtlich steigen werden. „Und der Elternwille war eindeutig“, so Ricking.
Sein CDU-Pendant Sebastian Laschke dagegen setzte Fragezeichen, ob der durch eine Befragung eruierte Elternwille tatsächlich so eindeutig sei. Er erinnerte zudem daran, was der vor einigen Jahren gefundene Schulkompromiss beinhalte: den Eltern eine größtmögliche Wahlfreiheit zu geben. „Eine rein durch Gesamtschulen geprägte Schullandschaft fände ich nicht gut“, sagte er. Laschke befürchtet, dass die drei Oberstufen nicht funktionsfähig sein werden. Auf längere Sicht bestehe außerdem ein Existenzrisiko für die Realschule Gronau und das Gymnasium. „Und damit wäre die Wahlfreiheit abgeschafft“, unkte Laschke, dass genau das das Ziel der derzeitigen sozialdemokratisch geführten Landesregierung sei. Eine Umwandlung der Sekundarschule in einen Teilstandort der Gesamtschule Gronau hätte er besser gefunden. Doch da spielte die Bezirksregierung nicht mit.
„Der Elternwille ist ein wichtiger Aspekt“, sagte Jörg von Borczyskowski (UWG). Dennoch sprach er sich gegen die Gesamtschule in Epe aus, mit ähnlichen Argumenten wie Laschke. „Ich hoffe aber, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheiteten.“
Bernhard Greitenevert (CDU) stellte sich vehement gegen einen Gesamtschulbeschluss. „Wir haben die Gronauer Gesamtschule bewusst neben das Gymnasium gelegt“, sagte er, „damit die Oberstufen der beiden Schulen kooperieren können.“ Zu kleine Oberstufen funktionierten nicht. Selbst Einheiten für 80 bis 100 Schüler müssten mit anderen kooperieren. Und für Epe seien nur 42 prognostiziert, sagte er.
„Es ist möglich“, gab sich dagegen Marita Wagner (Linke) optimistisch. Sie hoffe, dass in Kooperation mit den beiden anderen Schulen ein gutes Unterrichtsangebot auch in Epe vorgehalten werden könne.
Einige Eper CDUler sahen sich bei der Abstimmung stark dem vorherrschenden Elternvotum verpflichtet – und sprachen sich für die selbstständige Gesamtschule aus. In einer persönlichen Erklärung begründete Christian Post seine Entscheidung unter anderem mit dem Argument, dass ein unnötiger Pendelverkehr von Schülern entfallen könne. Etliche in Gronau wohnende Schüler, die in der Gesamtschule an der Laubstiege keinen Platz bekommen hatten, müssen zur Sekundarschule nach Epe. Andersherum fahren Eper Kinder, die in die Gesamtschule aufgenommen wurden, zwangsweise nach Gronau.
Post regte an, die Zügigkeit auf vier zu begrenzen. „Das sichert auch die Vitalität der Gronauer Realschule.“
Erich Schwartze (FDP) sah in einem Votum für die Gesamtschule keine Entscheidung gegen das gegliederte Schulsystem. Auch eine Beeinträchtigung des Gymnasiums fürchtete er nicht. „Der Schülerschwund am Werner-von-Siemens-Gymnasium hat schon vor der Entscheidung für die Gesamtschule in Gronau eingesetzt“, sagte er. „Der muss andere Gründe haben.“
Birgit Tegetmeyer (CDU) kam mit dem Vorschlag, die Gesamtschule nach Epe und dafür die Sekundarschule nach Gronau zu verlegen – eine Idee, die aber nicht weiter verfolgt wurde.
Stephan Strestik (Pro Bürgerschaft/Piraten) votierte gegen die Eper Gesamtschule: Von dem Plan, die weiterführenden Schulen in der räumlichen Mitte der drei Sozialräume in Gronau und Epe zu konzentrieren (nämlich an der Laubstiege und der Brandströmstraße), werde abgewichen. Er fürchte durch die neue Gesamtschule eine soziale Selektion zwischen Gronau und Epe – und dass die Pläne für das Gronauer Gesamtschulgebäude nun zu groß dimensioniert und damit zu teuer seien. „Hier wird populistisch das Stadtteildenken bedient“, kritisierte er. „Und das fernab jeglicher schul- und finanzpolitischer Vernunft.“
„Natürlich denken wir in Ortsteilen“, reagierte Walter Arends (UWG). „Sonst sind wir in Epe irgendwann gar nicht mehr da.“ Wie er sprach sich auch Martin Dust (CDU) für die Gesamtschule aus.
Herbert Krause (Pro Bürgerschaft/Piraten) beantragte schließlich geheime Abstimmung – was ihm aus dem Zuhörerreihen den Vorwurf „Feigling“ einbrachte. Das Ergebnis der Abstimmung war eindeutig: 26 Stimmen für die Gesamtschule, elf dagegen und eine Enthaltung.
Startseite