Schwangerschaftsberatung des SkF Ahaus-Vreden
Es wird immer komplizierter
Gronau/Ahaus
Wohnungsmangel, hohe Mieten, zu wenig Hebammen und Kinderärzte: Was viele Menschen umtreibt, kommt bei der Schwangerschaftsberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Ahaus-Vreden geballt zur Sprache. Denn was den Menschen schon den normalen Alltag erschwert, das belastet werdende Eltern besonders. Sind die auch noch finanziell auf einem schmalen Brett unterwegs, wird die Freude auf das Baby schnell von Zukunftsängsten und Sorgen überschattet.
Die drei Diplom-Sozialarbeiterinnen/-pädagoginnen Alexandra Siems, Ruth Upgang und Elisabeth Grote-Scharfbillig teilen sich zwei Vollzeitstellen und bieten die Beratung in Gronau, Ahaus, Heek, Schöppingen, Legden, Südlohn, Stadtlohn und Oeding an. Gerade hat die Beratungsstelle den Jahresbericht für 2018 vorgelegt (siehe Info-Kasten).
Was sich verschoben hat, erzählen die drei Beraterinnen, sei vor allem die schnellere Rückkehr in den Beruf oder die Ausbildung. Hier mache sich die Möglichkeit der flexiblen Elternzeitgestaltung ebenso bemerkbar wie das gewachsene Angebot an Kindertagespflege. Durch das vielfältige Angebot sei die Beratung aber auch schwieriger geworden, sagt Ruth Upgang. Viele Klientinnen seien sogenannte Aufstocker – ihr eigener Verdienst wird durch staatliche Hilfen aufgebessert. So könne es aber durch die Zahlung des Elterngelds – das auf andere Leistungen angerechnet wird – passieren, dass die Familien hinterher weniger Geld im Portemonnaie hätten als gedacht.
Neben Fragen der Existenzsicherung seien mit einer Schwangerschaft auch andere Schicksalsfragen verknüpft, haben die Frauen in ihrem Beratungsalltag erfahren. „Oft entscheidet sich an der Schwangerschaft auch die Partnerschaft“, sagt Elisabeth Grote-Scharfbillig. Eine Klientin habe ihr eine SMS gezeigt, darin hatte ihr Partner geschrieben: „Ich will das Kind nicht und vielleicht ist es ja auch gar nicht von mir.“
Blick in die Statistik
Im vergangenen Jahr haben 580 Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren die Schwangerschaftsberatung des SkF in Anspruch gekommen. Weniger als die Hälfte – 219 – wurden dabei von ihrem Partner begleitet. 456 der Frauen waren Neuzugänge, 124 waren Weiterbetreuungen aus den Vorjahren. Knapp die Hälfte der Klientinnen (48,3 Prozent) verfügte über eigenes oder Partnereinkommen. Drei Viertel der Frauen (75,4 Prozent) lebten in einer festen Beziehung. Knapp die Hälfte der Frauen (48 Prozent) hatte die deutsche Staatsangehörigkeit, 13,6 Prozent die eines EU-Staats, 38,4 Prozent kamen aus anderen Ländern und 2,8 Prozent der Frauen machten zur Staatsangehörigkeit keine Angaben. Frauen ohne Berufsschulabschluss waren mit 74,5 Prozent in der Mehrheit. 18,4 Prozent verfügten über eine abgeschlossene Berufsausbildung, 6,7 Prozent befanden sich noch in Ausbildung oder gingen noch zur Schule (0,4 Prozent machten keine Angaben).
Auch Arbeitgeber machen schwangeren Frauen das Leben oft zusätzlich schwer. „Ich hatte schon eine Klientin, die im Einzelhandel gearbeitet hat und trotz ihrer Schwangerschaft schwere Kisten schleppen musste“, nennt Alexandra Siems ein Beispiel. Auch komme es immer wieder vor, dass die Schwangerschaft dazu führe, dass befristete Verträge trotz mündlicher Zusagen nicht verlängert oder Frauen sogar gekündigt würde.
Neben individueller Beratung gehören auch Gruppenangebote zum Portfolio der Schwangerschaftsberatung. Außerdem sind die Frauen vom SkF gut vernetzt, sodass sie bei Bedarf auch an andere Institutionen vermitteln können. Und wenn Frauen sich in schwangerschaftsbedingten Notlagen befinden, kann die Beratungsstelle auch finanzielle Hilfen vermitteln. Im vergangenen Jahr waren das insgesamt 196 404,83 Euro.
► In Gronau ist die Schwangerschaftsberatung im St.-Elisabeth-Haus, Laubstiege 13a, ansässig (Elisabeth Grote-Scharfbillig, ✆ 02562 817341, grote@skf-ahaus-vreden.de).
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