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Orgelkonferenz in der Stadtkirche

Hausaufgabe: „Wie soll die neue Orgel aussehen?“

Gronau

Mit einer guten Nachricht begrüßte Dr. Tamás Szőcs, Kantor der Ev. Kirchengemeinde, jetzt die Teilnehmer einer besonderen Orgelkonferenz für die Neubeschaffung eines Instrumentes in der Stadtkirche.

wn

Orgelkonferenz in der Stadtkirche: Orgelfachleute, Architekten, Musiker, Spender und Kirchenvertreter machten sich Gedanken über das Aussehen der neuen Orgel. Foto: Klaus Wiedau

Mit einer guten Nachricht begrüßte Dr. Tamás Szőcs, Kantor der Ev. Kirchengemeinde, jetzt die Teilnehmer einer besonderen Orgelkonferenz für die Neubeschaffung eines Instrumentes in der Stadtkirche: „Die 300 000-Euro-Marke, eine weitere magische Marke dieses Projekts, ist geknackt. Jetzt gehen wir auf die 400 000 zu.“ Eingeladen hatte Szőcs aber nicht für die Verkündung dieser frohen Botschaft, sondern aus einem anderen Grund: „Wie soll die neue Orgel ungefähr aussehen?“ lautete die „Hausaufgabe“ für das Brainstorming, zu dem sich rund 20 Spender, Künstler, Architekten, befreundete Kantoren, Vertreter der Gemeindeleitung und der Vorstand des Orgelbauvereins in der Kirche trafen.

Szőcs nahm die Gäste zunächst mit auf einen Streifzug durch die Orgelgeschichte, wobei er den Schwerpunkt auf die Gestaltung der Orgelprospekte – also des sichtbaren Teils des Instruments – legte. Angefangen bei einer Wasserorgel aus der Zeit um 330 vor Christus spannte er einen informativen Bilderbogen über kunstvoll gestaltete Instrumente verschiedener Epochen des Mittelalters, des Klassizismus und des Biedermeiers bis in unsere Zeit. Der Gedanke dahinter: „Ich möchte uns die Angst davor nehmen, neue Sachen in Bezug auf die Orgelgestaltung überhaupt mal zu denken.“ Das Aussehen einer neuen Orgel zu entwerfen, sei schließlich „keine alltägliche Arbeit wie Zwiebelschneiden“, so Szőcs. „Aber es ist eine wunderbare Aufgabe.“

Die letzte Folie seiner Präsentation zeigte dann – sehr einladend – ein Bild der derzeit leeren Rückwand der Ev. Stadtkirche: „Das ist unser Bilderrahmen, der auf Farbe und Klang wartet“, lud Szőcs ein, sich Gedanken über das Aussehen der neuen Orgel zu machen. „Wir haben die Freiheit, die ganze Bandbreite unserer Fantasie auszuleben.“

Einige Vorgaben, die praktische und musikalische Aspekte betreffen, seien bereits erarbeitet worden. Etwa die Möglichkeit, in Zukunft mit musikalischen Gruppen auf der Empore gemeinsam mit der Orgel bei guten akustischen Verhältnissen zu musizieren. Oder die Möglichkeit, das Instrument begehbar zu gestalten, damit Gruppen und Workshopteilnehmern die faszinierende Technik hinter der Fassade sichtbar und erlebbar gemacht werden kann.

„Wir brauchen Anregungen und Ideen“, warb der Orgelsachverständige der Landeskirche, Michael Goede, um Mitarbeit. Er erläuterte, dass die Anschaffung eines Instruments mit 30 Registern vorgesehen sei: „Ein relativ kleines Konzept für eine große Kirche“, das aber mit Blick auf die Kosten so gewählt worden sei. Vor einer Ausschreibung gelte es, sich Gedanken über das Aussehen des Orgelprospektes zu machen, um den Fachfirmen eine Richtung vorzugeben. Denn: Die neue Orgel solle so gut sein, dass sie für das nächste Jahrhundert ihren Platz in dieser Kirche habe.

Architektin Dagmar Grothe, der landeskirchliche Baudirektor Reinhard Miermeister und Christian Steinmeier (Denkmalbehörde) warben dafür, bei der Ausschreibung der Orgel drei Teams von Orgelbauern und Architekten zu bilden und die Ausschreibung als Wettbewerb zu gestalten. Diese Methode habe sich als sehr gewinnbringend erwiesen. Denn: Der Wettbewerb erfolge nach einer konkreten Aufgabenstellung, die die Vergleichbarkeit der Angebote erleichtere, bringe Vertreter verschiedener Disziplinen zusammen und trage zur Meinungsbildung bei.

Bereits in den nächsten Wochen werden mehrere Orgeln in Soest, Minden und auf Norderney besucht, um sich zu informieren und die Ausschreibung in Gronau vorzubereiten.

Am Ende der Konferenz herrschte Einvernehmen darüber, dass die neue Orgel äußerlich als „Kind unserer Zeit“ erkennbar werden und Gestaltungselemente aufweisen soll, die sich harmonisch in die Evangelische Stadtkirche einfügen.

Tamás Szőcs: „All diese Schritte und Überlegungen sind notwendig, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem historischen Raum der Stadtkirche und mit den uns anvertrauten Spenden sicherzustellen.“

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