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Rüstzeug für Katastrophenfälle

Jugendgruppen des THW proben 24 Stunden lang Ernstfälle

Gronau

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, haben jetzt Jugendgruppen des THW aus Gronau und Bocholt einen ganzen Tag lang verschiedene Szenarien geprobt. Auf dem Übungsprogramm standen Rettungen aus luftiger Höhe, aus Pkw und aus dem Wasser.

Die Jugendgruppen aus Bocholt und Gronau des THW haben 24 Stunden lang diverse Ernstfälle geübt. Foto: Ralf Kosse

Jugendliche schlagen auf Autoscheiben ein, bis Glas splittert. Im Auto sucht eine Frau Schutz unter einer Decke, Blut läuft ihr aus dem Gesicht. Die Felgen des Autos sind verschwunden, das Lenkrad auch. Was ist denn hier los? Es handelt sich keineswegs um einen Überfall oder Randale - alles ist nur gespielt. Am Eper Dakelsberg übten die Jugendgruppen des Technischen Hilfswerks aus Gronau und Bocholt bei der diesjährigen 24-Stunden-Übung. Diese startete am Samstagmorgen auf dem Unterkunftsgelände des THW Gronau, heißt es in einem Pressebericht.

THW-Ortsjugendleiterin Lisa Dierselhuis hatte mit ihrem Betreuerstab Hendrik Lübbers, Jarno Hörst und Jule Böing einiges vorbereitet für die zehn Gronauer und 14 Bocholter Jung-Katastrophenschützer. Mit eingebunden waren die Kollegen der Feuerwehr Gronau, an deren Wache auch gleich der erste „Einsatz“ stattfand. In der Fahrzeughalle mussten die jugendlichen Retterinnen und Retter eine Übungspuppe aus einem Schacht retten. Mit einer Dreibeinkonstruktion und viel Muskelkraft wurde der „Verunfallte“ schließlich nach oben gezogen.

Rettung aus acht Metern Höhe

Parallel kümmerte sich ein anderer Trupp Jugendlicher - gemischt aus Gronauern und Bocholtern - um die Rettung einer Person aus dem neuen Feuerwehrübungsturm. Aus acht Metern Höhe sollte ein Dummy außerhalb des Hauses nach unten transportiert werden. Werfen schied natürlich aus, so wurde ein „Leiterhebel“ gebaut, mit dem die Person waagerecht und sanft nach unten schwebte. Für die Jugendlichen nichts Neues - lernen sie doch einen Großteil der Inhalte, den auch die Erwachsenen THWler für ihre Arbeit brauchen.

Die Rettung aus Pkw stand mit auf der Agenda. Foto: Ralf Kosse

Das Mittagessen wurde gleich bei der Feuerwehr eingenommen und mit Blaulicht ging es dann weiter nach Epe zum Dakelsberg, wo ein gespielter Autounfall wartete. Zwei Schrottautos und erschreckend realistisch geschminkte Verletztendarsteller ermöglichten es, eine echte Unfallrettung zu üben. Dabei ging es äußerst professionell zu: Die Feuerwehrmänner Leo Wienstroer und Kevin Niehues erläuterten, wie Personen aus verunfallten Pkw gerettet werden. Den gefährlichen Part mit der schweren Rettungsschere übernahmen sie, alles Weitere machten die Jugendlichen. Versorgung der Verletzten, Schutz der Insassen vor Rettungsgerät, das Entfernen der Scheiben mit Spezialwerkzeug bis hin zum Abnehmen der Autodächer - all das leisteten die Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren mit Bravour.

Gesichert marschierten die Jugendlichen in den Drilandsee. Foto: Ralf Kosse

Der 13-jährige Hendrik Jansen konnte seine Begeisterung nur schwer verstecken: „Das Aufschneiden der Autos war das Beste. So etwas haben wir vorher noch nie gemacht. Das Coole daran ist, dass man im Alltag Autos ja nicht beschädigen darf - aber hier dürfen wir sogar die Scheiben zersplittern lassen.“

Am Ende dieser Übung waren die beiden Autos zu Cabrios verarbeitet und die schweren „Wunden“ der Verletztendarsteller längst abgepellt. Kühle Apfelschorle und Eis brachte die Jugendlichen wieder zu Kräften. Angesichts der warmen Sonne und der ganzen Arbeit machte sich langsam Erschöpfung breit. Also erstmal Pause.

Übung am und im See

Am Abend folgte eine erneute Alarmierung. Es ging zum Drilandsee. Im Übungsszenario sollte für die Feuerwehr eine Wasserentnahme bereitgestellt werden. Eine Mannschaft der Jugendlichen bereitete ein Wasserbecken und Pumpen vor, eine andere baute ein kleines Floß, mit dem Tauchpumpen schwimmen gelassen werden. Als alles fertig war, ließ die obligatorische Wasserschlacht nicht lange auf sich warten. Schlussendlich grinsten und tropften alle um die Wette.

Beim Grillabend an der THW-Unterkunft holte die Müdigkeit die jungen Retter schnell ein,  die gemeinsame Nacht im Feldbett in der THW-Liegenschaft verlief daher recht ruhig. Den ganzen Tag unter Strom und all die neuen Eindrücke hatten Eindruck hinterlassen. Julian Eicker, Ortsjugendleiter des Bocholter THW, resümierte: „Es hat heute unheimlich Spaß gemacht. Weil wir schon früh aus Bocholt losmussten und wegen des warmen Wetters sind aber alle wirklich platt. Wir danken der Gronauer Feuerwehr für die professionelle Unterstützung und dem THW Gronau für die Ausrichtung. Das war ganz tolle Teamarbeit.“

Die aus Pandemiezeiten bekannte Maske schützt in diesem Fall vor den feinen Glassplittern, die beim Sägen der Windschutzscheibe entstehen. Foto: Ralf Kosse

Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück hieß es dann „Abschied nehmen“, die Junghelferinnen und Helfer traten den Heimweg an. Am Mittwochabend geht's aber gleich weiter mit dem wöchentlichen Jugenddienst beim THW Gronau. Zur Verstärkung der Gronauer Jugendgruppe werden übrigens noch interessierte Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren gesucht.

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