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Resteverwertung nach den Weihnachtstagen: Planung und Kreativität gehören dazu

Mit einer Prise Abenteuer

Gronau

Bratlinge aus Brotresten, Suppe aus den Gemüseüberbleibseln der ganzen Woche, Eintöpfe und Aufläufe aus allem, was die versammelten Tupperdosen im Kühlschrank hergeben – Resteverwertung hat Tradition in der Familie.

Christiane Nitsche-Costa

Das Auge plant mit: Mitunter kommen die Ideen für die Verwertung beim Zusammenstellen der Reste. Foto: Christiane Nitsche-Costa

Solange ich die Regie in der Küche führe, wandern Lebensmittel nur im äußersten (Be-)Fall in den Müll. Da bin ich eisern.

Zum anstehenden Jahreswechsel und mit weihnachtlich prall gefüllten Bäuchen voller Braten, Fondue, Schokolade und sonstigem Festtagsschmaus lohnt sich eine Bilanz: Pro Kopf werfen wir Deutsche im Jahr etwa 75 Kilogramm Lebensmittel weg, so die Verbraucherzentrale in einer Mitteilung vom Februar. Das wären im Monat 25 Pfund pro Person. Mama hätte die Hände überm Kopf zusammengeschlagen.

Meine Eltern waren Kriegskinder. Das hat Konsequenzen, die die nächste Generation zuweilen die Augen verdrehen lässt – intensive Vorratshaltung, kombiniert mit der Unfähigkeit, etwas wegzuwerfen, was noch verwertbar ist. Obwohl ich selbst nie Hunger leiden musste, ist mir ein tiefer Respekt vor allem Essbaren (und den Ressourcen, die damit verbunden sind) eingeimpft worden. Nicht selten ernte ich zuhause Kopfschütteln, wenn ich das Marmeladenglas mit Milch ausspüle, um diesen Rest später ins Müsli oder in den Pudding zu rühren.

Voll im Trend: Zero-Waste-Cooking

Doch endlich gibt es einen Trend, der unter jungen Leuten immer beliebter wird: Zero-Waste-Cooking, also Neudeutsch das, was ich von Mutter und Großmutter gelernt habe: Resteverwertung.

Für Silvester etwa haben die Reste von Braten, Fisch, Gans oder Fonduefleisch fein aufgeschnitten beim Raclette noch einmal einen leckeren Auftritt. Wer schon an Weihnachten Raclette oder Käsefondue hatte, kann aus den Fleisch- und Beilagenresten ein Stew bereiten. Da kommt auch der letzte Tropfen Wein und alles, was sonst Beilage war, zum Zug. Die Reste vom Käse wandern in einen Brotaufstrich oder dienen als Bindemittel für die Soße. Wer sonst nur nach Rezept kocht, braucht vielleicht ein bisschen Mut und Abenteuerlust, um Lachs zusammen mit Rind oder Pute anzubraten. Aber Mut siegt, sage ich immer – zumal am Herd.

Minna Nitsche

Hier kommt mir der Rat meiner schlesischen Oma Minna zugute: Würzig macht lecker. Und: „Für jede Zutat, die nicht zur Hand ist, gibt es mindestens einen Ersatz.“ Statt Pfeffer kann es also mal Paprika oder Ingwer sein – oder umgekehrt. Und wenn keine Zwiebeln mehr da sind, schneiden wir eben den Rest vom Lauch auf. Der gehört neben Karotten übrigens zu den Gemüsen, von denen ich im Winter immer etwas im Haus habe: Hält sich lange und ist vielseitig.

Zurück zum Silvestermenü: Zum Stew gibt es entweder aufgebackene Brotreste zum Stippen, gebratene Knödelreste vom Braten oder einen leichten Kartoffelsalat, wenn mal wieder zu viele Kartoffeln gekocht wurden. Gebunden wird das Ganze mit dem, was noch da ist: Sahne, Creme fraiche, Kokosmilch, Frischkäse, Hummus ... Für die Vegetarier in der Familie wandern statt Fleischresten Knödel oder Kartoffeln mit dem Gemüse in die Pfanne. Und wer davon nicht satt wird, bekommt einen Weihnachtsrestekuchen zum Nachtisch aus zerbröseltem Spekulatius, Keksresten und eingeschmolzenen Schoko-Weihnachtsmännern.

Ist dann doch noch etwas übrig, wandert es in den Tiefkühlschrank. Den hab ich vorsorglich vor Weihnachten abgetaut.

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