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Die Stille trügt

Orgelbauverein prüft Anschaffung von historischem Instrument

Gronau

Die Orgel in der Ev. Stadtkirche ist zwar verstummt – die Stille sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Hintergrund alle Strippen gezogen werden, einen Ersatz für das marode Instrument zu finden und zu finanzieren. Zwei Optionen hat Kantor Tamás Szöcs ins Auge gefasst: Entweder könnte ein neues Instrument gekauft werden – oder aber eine historische Orgel erworben werden. „In diesem Zusammenhang haben einige Mitglieder des Orgelbauvereins und ich drei Gemeinden im Ruhrgebiet besucht, die ihre Kirchen aufgeben müssen“, erzählt Szöcs. Für die dortigen Gemeindeglieder dürfte das ein herber Einschnitt werden; wenigstens könnte aber dann eine dieser Orgeln in der Gronauer Kirche ihren Zweck weiterhin erfüllen und sie mit Leben füllen.

Martin Borck

Kantor Tamás Szöcs rührt die Werbetrommel für den Orgelbauverein der Ev. Kirchengemeinde. Foto: Klaus Wiedau/Martin Borck

Bei den Orgeln, die sich die Gronauer angeschaut haben, handelt es sich teils um regelrechte historische Schätzchen, „die auch 100 Jahre nach ihrem Bau einwandfrei funktionieren“, sagt Szöcs. „Das zeugt von Qualität.“ Dennoch könnte ein derartiges Instrument nicht eins zu eins in die Stadtkirche verpflanzt werden. Es müsste zunächst überholt werden und anschließend auf die akustischen Gegebenheiten in seinem neuen Standort angepasst werden. Außerdem: Viele historische Instrumente sind in den 1950er-Jahren ,modernisiert‘ worden. Das hat dem Klang eher geschadet und die Instrumente ihres alten Charmes beraubt“, sagt Szöcs. Auch denkmaltechnische Fragen spielen eine Rolle. „Alles in allem also kein Projekt, dass man in ein, zwei Monaten erledigen kann.“ Überhaupt wird es noch dauern, bis in der Stadtkirche die Königin der Instrumente wieder erklingen kann. „Superintendent Anicker hat als Ziel den Reformationstag 2017 ins Auge gefasst.“ Zuvor stehen Renovierungsarbeiten an Dach und Wänden des Kirchengebäudes an. Ob die Option „neues Instrument“ günstiger wäre, kann man derzeit noch nicht einschätzen. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. „Es gibt bislang wenig Präzedenzfälle für eine Orgel-Umsiedlung.“ Der Orgelbauverein ist derzeit weiter aktiv, um an der Finanzierung mitzuwirken. „Sechs Monate nach der Gründung hat der Verein 120 Mitglieder“, erzählt Szöcs. Das ist nicht schlecht, aber es könnten auch noch mehr sein, allein um Zusammenhalt zu zeigen. Spenden zu generieren, ist nicht einfach, dennoch sind bislang 50 000 Euro zusammengekommen. Die Spenden dürfen übrigens auch von Mitgliedern anderer Konfessionen kommen. Auch im kirchenmusikalischen Bereich gibt es schließlich starke ökumenische Tendenzen. So probten die katholischen Kirchenchöre während der Chorleiter-Vakanz mit den protestantischen Sängerinnen und Sängern – und sangen auch gemeinsam in der Messe am vergangenen Sonntag in St. Antonius. „Die katholischen Chöre haben mit einer Spende für die Orgel gedankt“, freut sich Szöcs. Die alte Orgel soll an Bastler verkauft werden und als Ersatzteillager für andere Orgeln. Auch hier laufen bereits Gespräche. | Aufnahmeanträge für den Orgelbauverein (Jahresbeitrag 12 Euro) sind im aktuellen Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde abgedruckt und können unter www.treffpunkt-kirchenmusik.de heruntergeladen werden. Spendenkonten 7500 bei der Sparkasse Gronau bzw. 446600 bei der Volksbank Gronau.

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