Blickpunkt der Woche: Der Eper Park
Paradies ohne Besucher
Das Münsterland wird weithin gerühmt für seine Parklandschaft. Eine Landschaft, der man den Eingriff der Menschen in die Natur zwar ansieht, die aber dennoch als wohltuend erlebt wird mit ihren kleinen Wäldchen, den Büschen, Feldern, Wiesen und Gewässern. Die Parklandschaft ist ein Raum, durch den man sich gerne – zum Beispiel mit dem Fahrrad oder zu Fuß – bewegt.
Außerdem gibt es in vielen Orten des Münsterlands extra angelegte Parks. Regelrechte Oasen, die – oft nur einen Katzensprung vom pulsierenden Leben der Innenstädte entfernt – Ruhe bieten. Ein regelrechtes Schmuckstück ist der Gronauer Stadtpark, der vor gut 100 Jahren angelegt wurde. An schönen Wochenenden flanieren Hunderte Menschen durch das Stadtgrün und an den Gehegen des Tierparks vorbei. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern sind die Tiere eine Attraktion. Der große Spielplatz tut das Übrige, Familien anzuziehen.
Und der Volkspark in Epe? Ich durchquere ihn häufig mit dem Fahrrad entlang der Dinkel und immer wieder gehe ich dort auch spazieren. Doch dass dort das Leben tobt – das kann man nicht gerade behaupten. Selbst bei schönem Wetter sitzen nur wenige Leute auf den Bänken am Teich. Angehörige fahren Senioren aus dem Domizil in ihren Rollstühlen über die Wege. Bei der Skateboardbahn – doch: Da trifft man immer wieder mal Jugendliche, die Gleichaltrigen ihre Kunststücke auf Board oder Fahrrad vorführen. Auch der dortige Spielplatz wird von Familien mit Kindern frequentiert. Doch der Rosengarten, der kleine Springbrunnen und die alte „Liebesbank“ – dahin verirren sich – zumindest meinen Beobachtungen zufolge – nur wenige Besucher. Schade eigentlich.
In meiner Kindheit war der Park für die „Kinderbanden“ aus dem Eper Ortskern der Treffpunkt schlechthin: Fische fangen in der Dinkel, Opa Pohl treffen, der regelmäßig auf seiner angestammten Bank saß, auf dem Klettergerüst bis an die Spitze klettern, den Kumpel auf der Wippe „verhungern“ lassen, die Vögel in der Voliere bestaunen, mit den ersten Lesekenntnissen die geheimnisvollen Inschriften auf den hölzernen Tafeln entziffern: „Wer Glas, Papier und alte Tüten und alles, was er sonst nicht braucht, hier von sich wirft, wird fünf Minuten in kaltes Wasser eingetaucht.“ Spannend.
Auch ohne sentimental zu werden, finde ich: Ein Besuch im Park lohnt sich. Die Kirschbaumallee an der Umflut ist (vor allem während der Blütezeit im Frühjahr) ein wahrer Hingucker – doch auch im Herbst kann man dort gut entschleunigen. Die Baumreihe direkt an der Dinkel ist doch wunderschön. Als vor gut zehn Jahren einige der alten Bäume gefällt werden mussten, ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung. Insofern bin ich sicher, dass der Eper Park nach wie vor viele Fürsprecher hat.
Er könnte aber mehr Besucher vertragen, die seine Schönheit zu schätzen wissen. (Eine Schönheit, an deren Erhalt die Mitarbeiter des Fachamts für Stadtgrün und der Zentralen Bau- und Umweltdienste einen erheblichen Anteil haben.) Die Organisation des Flohmarkts, den der Aktionskreis Uganda im Sommer im Rosengarten durchgeführt hat, war ein richtiger Schritt. Doch ich frage mich, warum man nicht viel mehr Menschen sieht, die sich zum Beispiel auf der großen Rasenfläche mit den Solitärbäumen zum Picknick niederlassen? Oder die Schwäne und Enten im Teich beobachten (Aber bitte nicht füttern!)? Für kleine Kinder ist selbst schon die Wasserfontäne faszinierend. Und den Zügen auf der Bahnlinie Enschede – Coesfeld können die Kurzen auch winken.
Liebe Eperaner (Auswärtige natürlich ebenfalls): Vielleicht gibt es ja noch ein paar schöne Tage im Goldenen Oktober. Nutzt sie und entdeckt den Eper Park neu. Ich finde, er hat mehr Beachtung verdient!
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