Standortsuche
Rat lehnt Atommüllendlager in Gronau ab
Gronau
Brisantes Thema im Gronauer Rat war am Mittwoch die Frage nach der Endlagerung hoch radioaktiven Abfalls. Auch die Salzschichten unter Epe gehören zu den Gebieten, die als Lagerstätte zumindest im derzeitigen Stadium der Suche nicht ausgeschlossen werden. Zu einer Resolution konnte sich der Rat aber nicht durchringen.
Premiere für die stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Tegetmeyer: Sie leitete am Mittwochabend die Ratssitzung. Bürgermeister Rainer Doetkotte war vorsorglich zu Hause geblieben. Er hatte Kontakt zu einer positiv getesteten Person gehabt. Noch während der Ratssitzung kam aber Entwarnung: Doetkottes Testergebnis war negativ ausgefallen.
Brisant wie die Corona-Pandemie ist auch die Frage nach der Endlagerung hoch radioaktiven Abfalls. Auch die Salzschichten unter Epe gehören zu den Gebieten, die als Lagerstätte zumindest im derzeitigen Stadium der Suche nicht ausgeschlossen werden.
Diskussion über Resolution
Der Rat lehnt ein Atommüllendlager unter Gronauer Boden jedoch fraktionsübergreifend ab. Das wurde in der Diskussion deutlich. Ausgelöst wurde sie durch den Antrag, eine Resolution zu verabschieden. Vom Rat solle ein Signal ausgehen, so Antragssteller und Befürworter der Resolution Udo Buchholz (GAL/Linke). Der Salzstock sei aufgrund seiner Geologie für den Zweck nicht geeignet, berief er sich auf eine Aussage des für die Salzgewinnungsgesellschaft tätigen Markscheiders.
Einfach nein zu sagen, greife zu kurz, meinte Gabi Drees (Grüne). Man müsse die Ablehnung schon begründen. Die mit der Suche nach einem Lagerstandort beauftragte Kommission habe bislang sachlich und transparent gearbeitet. Sie warb dafür, darauf zu vertrauen, dass nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten der objektiv günstigste Standort gesucht werde. Ein Aspekt, der gegen eine Atommülllagerung in Gronau spräche, sei der Ölaustritt aus einer Kaverne. Für eine Lagerung von noch gefährlicheren Stoffen sei das Gebiet nicht geeignet.
„Irgendwo muss das Zeug ja hin“, zitierte Erich Schwartze (WEG) den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Wilfried Kretschmer, der sich Drees‘ Ausführungen anschloss. „Wir dürfen uns nicht vom St.-Florians-Prinzip leiten lassen, sondern sollten vorm Hintergrund der spezifischen Situation in Gronau argumentieren.“
Norbert Ricking (SPD) bat um ständige Information seitens der Verwaltung über den Fortgang und die Ergebnisse der Fachkonferenzen, an denen für die Kommunen die Kreisverwaltung teilnimmt.
Marita Wagner (GAL/Linke) erinnerte daran, dass Wissenschaft auch falsch liegen könne. „Siehe die Asse, die zuerst als geeignet für die Atommülllagerung angesehen wurde.“ Kritische Begleitung sei angebracht. Sie plädierte zudem für eine stärkere Bürgerbeteiligung, und zwar nicht erst dann, wenn alles in trockenen Tüchern ist. „Wir müssen deutlich machen, dass der Bürger das nicht mitträgt.“
Knappe Stellungnahme
Jörg von Borczyskowski (UWG) sprach sich für eine knappe Stellungnahme aus: „Der Rat lehnt Endlager im Kreis ab.“ Der Rest erübrige sich. „Wir sind von den Gronauern gewählt worden, um in ihrem Interesse zu handeln.“ Ein schlechtes Gewissen gegenüber anderen Regionen in Deutschland müsse man im Westmünsterland nicht haben: Urananreicherung, Brennelemente-Zwischenlager, nationale Ölreserve – wir haben unsere Verpflichtungen erfüllt.“
Josef Krefter (CDU) outete sich: „Ich bin kein Freund von Resolutionen. Sie werden nur getackert, gelocht und geheftet und man hört nie wieder was davon.“ Er warb für ein gemeinsames Auftreten der potenziell betroffenen Kommunen.
Fachleute sollen referieren
Letztlich wurde die Resolution zurückgestellt. Die Politiker wollen zunächst Fachleute von der Universität Bochum einladen. Stadtbaurat Ralf Groß-Holtick berichtete, dass diese das Kavernenfeld untersucht hätten. Ihre Einschätzung: Das Gebiet sei zwar im Grundsatz für ein Atomlager geeignet; bei der nächsten Prüfstufe würde es aber wohl wegen der Existenz der Kavernen ausscheiden.
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