Gronau
Rückzugsgebiet für Vögel
Gronau-Epe. Die Spaziergänger an der Dinkel zwischen Schepers Mühle und Freibad guckten mit unverhohlenem Misstrauen: Was um alles in der Welt hat der Bagger in der Weide zu suchen? Rücken Wohn- oder gar Gewerbegebiete jetzt noch weiter ins Überschwemmungsgebiet vor? Wo bleibt die Natur? Doch gemach: Der erste Eindruck trügt. Die Fahrzeuge des Tiefbauunternehmens Bröcker greifen nämlich positiv in die Landschaft ein. Sie legen ein Biotop an. Ein Teich mit einer Insel und eine Blänke entstehen.
Was ist der Hintergrund für die Maßnahme ? „Mein Vater hat eine Windkraftanlage im Lasterfeld gebaut. Dafür müssen wir Ausgleichsflächen anlegen“, erläutert Bröcker junior. Die Flächen an der Dinkel gehören der Familie, über das Gerät zum Anlegen verfügt das Unternehmen sowieso – da lag es nahe, an dieser Stelle die Kompensationsflächen zu verwirklichen.
Die Schaufel des Baggers gräbt sich in den weichen Boden. „Ungefähr 1500 Kubikmeter Masse müssen wir abfahren“, schätzt Bröcker. „Das Areal hat ungefähr eine Größe von 45 mal 30 Meter.“ Ein Teil der Erde wird genutzt, um in Graes den Boden einer Baustelle aufzufüllen, ein anderer Teil muss entsorgt werden.
Der 1,50 bis 1,80 Meter tiefe Teich und die flache Blänke sollen ein Rückzugsgebiet für viele Tier- und Pflanzenarten werden. Die Fläche wird künftig extensiv bewirtschaftet. Das bedeutet, dass Kiebitz, Brachvogel, Bekassine, Austernfischer und viele andere Vogelarten hier ungestört brüten können. Angst vor einer Mahd brauchen sie nicht zu haben - bis zum Ende der Brutzeit zumindest.
Auch die pflanzliche Vielfalt erhält eine Chance: Wiesenschaumkraut oder Butterblume dürften künftig neben Schilfpflanzen am Biotop anzutreffen sein, so Peter Bakenecker-Serné, Naturexperte der Stadtverwaltung.
Zunächst war sogar geplant, auf der Insel einen Storchennistplatz zu errichten, sagt Bröcker. Doch der Biologe der Landschaftsschutzbehörde hat Bedenken. „Es könnte nämlich sein, dass Greifvögel das Nest als hohe Warte nutzen und Jagd auf Kiebitze und Brachvögel machen“, erläutert Serné. „Außerdem könnte der Kot von einem Storchenpaar mit den Jungen für eine Nährstoffanreicherung führen, die eine ungewünschte Algenbildung fördert.
Darum wird‘s hier wohl nichts mit dem Storchennest - wohl aber an an den Stellen in Gronau und Epe.
Möglicherweise schon heute werden die Arbeiten für das Biotop abgeschlossen. Doch auch künftig wird es nicht ohne eine gewisse Pflege gehen, denn „sonst erhält man eine Sumpffläche.“
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