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Mozart-Abend des SOM

Virtuosität gegen Vesperläuten

Gronau

Virtuose Klaviermusik und Vesperläuten vertragen sich nicht. Gerade erklangen am Samstag die ersten Takte des Klavierkonzerts in C-Dur von Mozart, als das Geläut der Ev. Stadtkirche einsetzte.

Martin Borck

Virtuose Klaviermusik und Vesperläuten vertragen sich nicht. Gerade erklangen am Samstag die ersten Takte des Klavierkonzerts in C-Dur von Mozart, als das Geläut der Ev. Stadtkirche einsetzte. Die Musiker des Symphonieorchesters Rheine (SOM) ließen sich dadurch zwar nicht aus der Ruhe bringen, und auch Solist Igor Parfenov setzte sein Spiel scheinbar unbeeindruckt fort; doch der Hörgenuss war minutenlang getrübt.

Und ein Genuss war es, was die Musiker unter der Leitung von Klaus Böwering darboten. Der junge Pianist bewies in seiner Interpretation eine unglaubliche Reife. Sein Gespür für Nuancen ließ einen das Werk neu erleben. Vor allem den zweiten Satz. Wie oft wurde dieses Andante schon in süßlicher Pseudo-Leichtigkeit verhunzt – Parfenov und das SOM dagegen fanden einen Weg, dem sattsam bekannten Thema seine sanfte Natürlichkeit wiederzugeben.

Energisch und gewichtig dagegen der erste Satz, weniger „maestoso“ als fast schon streng und tiefsinnig. Auch hier war es ein Genuss, dem Pianisten beim Spiel zuzusehen, wie er im Hauptthema kraftvoll-energisch die Akzente im Zusammenspiel mit den Bläsern setzte – dann aber wieder fast zärtlich die Tasten streichelte und auf diese Weise die Kontraste innerhalb des Satzes auskostete. Das lebhafte Finale demonstrierte noch einmal die hohe Virtuosität des Solisten.

Der Mozart-Abend hatte mit dem Andante für Flöte und Orchester in C-Dur begonnen, bei dem Christoph Bumm-Dawin seine Souveränität demonstrierte. Dabei war er sich jedoch sehr bewusst, dass erst das Zusammenspiel mit dem Orchester seinem Spiel die nötige Spannung verlieh. Immer wieder wendete er sich den Musikern zu. Ein Konzertieren im wahrsten Sinne des Wortes.

In der konzertanten Sinfonie in Es für Violone, Viola und Orchester ließ vor allem Geigerin Rebecca Martin ihr Instrument erstrahlen, während die Leistung von Inga Blumenroth an der Bratsche am Samstag nicht an die ihrer Partnerin heranreichte. Dennoch ergaben sich immer wieder großartige Soli und Duette, die das Orchester zurückhaltend begleitete. Typisch Mozart – selbst bei diesem Spätwerk – die immer wieder aufblitzende Verspieltheit. Wollte er sich mit diesen sekundenkurzen Intermezzi von zu hoher Bedeutungsschwere in seinem eigenen Schaffen distanzieren?

Das abschließende Rondo entfaltete nochmals klanglich-sprühende Pracht und lebhafte Vielfalt.

Ein gelungener Abend, bei dem sich das SOM von seiner besten Seite zeigte und die Zuschauer beseelt nach Haus gingen.

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