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Vision von Johannes Reef und Bertus Botter

Warum keine Dri.land-Regierung?

Enschede

Geht nicht? Gibt‘s nicht! Visionen sollen sich nicht von schnöden Bedenkenträgern aufhalten lassen. Vor allem nicht, wenn diese Vision die erste echte Europa-Region beinhaltet, die unter dem Namen „Dri.land“ bis zum Jahr 2048 realisiert sein soll. Diesen Namen stellten Johannes Reef und Bertus Botter am Montag im Enscheder Rathaus vor.

Martin Borck

Angeregte Diskussionen gab es in den acht Gruppen, die Ideen für die erste echte Europa-Region sammelten. Das Logo für das Dri.land existiert bereits. Foto: Martin Borck

Dort ließen Deutsche und Niederländer ihren Gedanken freien Lauf: Wie kann das Dri.land Gestalt annehmen? Acht Themen standen auf der Agenda. Die „Tolle Woche“ gebar tolle Ideen.

Zum Beispiel im Bereich Arbeit: „Wir wollen künftig DmbH‘s gründen statt GmbHs. D für Driland“, gab Sprecherin Angela Frank ein Ergebnis ihrer Arbeitsgruppe bekannt. Dri.land soll eine Sonderwirtschaftszone werden: Deutsche, die in den Niederlanden arbeiten, würden alle Leistungen behalten, auf die sie Anspruch hätten, wenn sie in Deutschland arbeiten würden. Und umgekehrt. Es müsste ein Dri.land-Finanzamt geben und ein Dri.land-Arbeitsamt. Konkreter der Lösungsvorschlag zum Thema Berufsabschlüsse: Derzeit werden viele Diplome und Zeugnisse im Nachbarland nicht anerkannt. Vorschlag aus der Gruppe: In jedem Jahr werden die 50 jeweils wichtigsten Abschlüsse auf Kompatibilität abgeklopft. Gibt es Defizite, werden entsprechende Qualifikationen vereinbart, die das Arbeiten in beiden Ländern ermöglichen.

Sprache ist Dreh- und Angelpunkt im Dri.land. Zweisprachigkeit von klein auf zu fördern, muss ein Ziel der Bildungspolitik sein.

Thema Business: Ingo Hoff plädierte für eine noch stärkere Vernetzung über alle drei Grenzen. „Man muss die Unternehmen abholen und ihnen klar machen, wo ihre Vorteile und der Mehrwert von Dri.land liegen.“

Im ÖPNV bedeuten die Grenzen immer noch lästige Hürden. Bahn-Gruppentickets zum Beispiel gelten von Deutschland aus nur bis Enschede. Das muss geändert werden. Jan Oostenbrink schlug zudem eine „Öffi-App“ vor, über die man Verbindungen für das ganze Dri.land aufrufen kann. Und warum keine öffentlichen Verkehrsmittel mit einem Antrieb auf Wasserstoffbasis?

Überschneidungen gab es mit dem Thema Tourismus: Eine direkte Bahnverbindung von Twente zum FMO mit Eincheckmöglichkeiten am Bahnhof Enschede – wo liegt das Problem? Die gemeinsame Vermarktung der Region, „Tandem-Angebote“ (Unterkünfte in zwei Ländern), stellte Heike Rieger vor – alles Ideen, die sich gut umsetzen lassen müssten.

Bildungssysteme aufeinander abstimmen, grenzüberschreitende Praktika anbieten, Dri.land-Botschafter an jeder Schule installieren, die die Zusammenarbeit fördern: Das waren einige Punkte, die Hans Weusthof aus dem Bereich Bildung vorstellte.

Jurgen van Houdt schlug für den Bereich Kultur/Sport ein Dri.land-Orchester der (Musik-)Schulen vor. Ein Fest der Kulturen und ein Bürgerverein könnten die Menschen näher zueinander bringen. Und warum gibt es keine gemeinsamen Fußballteams? Mit dem Fernziel eines „FC Dri.land“, der sich in der Champions League behauptet?

Schon jetzt ähnelt sich die Mentalität der Grenzbewohner. Münsterländer oder Grafschafter haben mehr mit Menschen aus Twente gemein als mit Bayern oder Sachsen. Dennoch muss an einer gemeinsamen Identität im Dri.land noch gearbeitet werden. „Wir wissen noch zu wenig voneinander“, konstatierte Volker Pannen. Er könne sich den Drilandstein als Dreh- und Angelpunkt für Zusammenkünfte und Veranstaltungen vorstellen. „Und warum nicht einen Dri.land-Feiertag? Oder ein eigenes Auto-Kennzeichen, eine Dri.land-Hymne und Aufkleber? Oder gar eine Dri.land-Regierung.“

Aus allen Teilregionen das Beste für die gemeinsame Identität zu aktivieren, ist ein Leitgedanke. Eine wichtige Frage war die nach den „Außengrenzen“, die ja einer grenzenlosen Region widerspräche. Dri.land soll demnach ein lebendiger Organismus ohne territoriale Grenzen sein. „Wer sich vom Bewusstsein her als Dri.länder fühlt, gehört dazu.“

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