Schüler beobachten Merkurtransit
Ein faszinierender schwarzer Punkt
Schöppingen
„Der ist ja total winzig!“ Angestrengt starren Tom und Luca auf den kleinen schwarzen Punkt, der im großen Kreis auf einem weißen Blatt nur mit Mühe zu erkennen ist. „Ein Zwerg“, stellen die Fünftklässler nüchtern fest. Ja, ein Zwerg. Aber einer, der am Montagvormittag ganz groß rausgekommen ist. Der Merkurtransit durch die Sonne erregte auch in Schöppingen einiges Aufsehen.
Die Hobby-Astronomen der Campus-Sternwarte um Hans-Georg Pellengahr und Romke Schieving hatten zwei Hochleistungs-Teleskope vor dem Künstlerdorf aufgebaut, um Interessierten einen guten Blick auf das Himmelsereignis zu ermöglichen. Um 13 Uhr begann Hans-Georg Pellengahr mit dem Countdown: „Nur noch wenige Minuten“, fieberte er aufgeregt der entscheidenden Minute entgegen. Um 13.12 Uhr dann der Jubel des 67-Jährigen: „Das war der Erstkontakt. Der Merkur hat den Rand der Sonne berührt.“ Ein Höhepunkt für das Forscherherz.
Mit genau so viel Enthusiasmus wie Hans-Georg Pellengahr an diesem Mittag den Transit verfolgt, versucht er auch später den Sekundarschülern ein wenig von dieser Begeisterung mit auf den Weg zu geben: „Mich fasziniert die Astronomie von Kindesbeinen an. Damals hat mich mein Physiklehrer auf den Geschmack gebracht.“
Mit Vorträgen wie an diesem Tag im Künstlerdorf, aber auch bei Seminaren in der VHS, versucht der pensionierte Beamte, der früher bei der Bezirksregierung seinen Dienst tat, auch den Nachwuchs auf die Astronomie einzustimmen.
Die Fünftklässler, die am Montag in Begleitung von Physik- und Techniklehrer Florian Feismann einen Abstecher zu der Freiluftsternwarte gemacht haben, sind jedenfalls sofort in den Bann gezogen. Auch wenn Merkur nur als Stecknadelkopf-großer Punkt erkennbar ist: „Spannend ist es schon, das auch mal durch ein Teleskop zu beobachten“, sind sich die Elfjährigen einig.
Und so hören sie ganz gespannt den Ausführungen Pellengahrs zu, der ihnen erläutert, dass Merkur so klein gar nicht ist: „Etwa 4700 Kilometer misst er im Durchmesser“, vermittelt ihnen der Fachmann ein wenig Hintergrundwissen. „Das ist schon eine lange Strecke. Im Vergleich zu den anderen Planeten aber natürlich nicht ganz so riesig.“ Ein wenig stolz, bei diesem Spektakel „live“ dabei gewesen zu sein, sind die Kinder auch: „Ich hätte mir damals gerne die Sonnenfinsternis angesehen. Das ging wegen des Nebels nicht. Nun haben wir eine bessere Sicht“, freut sich ein Schüler. Und das sogar ohne Spezialbrille.
Immer wieder bleiben auch andere Passanten stehen: „Gibt es hier etwas Besonderes?“, fragt eine Frau. „Sie dürfen gerne einen Blick durchs Teleskop werfen und sich den Merkurtransit ansehen“, lädt Romke Schievink die Schöppingerin freundlich ein. Er reicht ihr einen weißen Zettel mit schwarzem Kreis: „Der Kreis ist die Sonne. Sie können sich darauf mit der aktuellen Uhrzeit den Stand des Merkurs markieren.“ Der älteren Dame reicht der Blick durchs Teleskop.
Die Schüler dagegen ziehen am frühen Nachmittag freudestrahlend mit ihren Papieren ab. Der Bus wartet für die Fahrschüler. Von denen, die im Ort wohnen, sind manche aber schon wenige Minuten später wieder da: „Es ist einfach interessant. Besser als zu spielen“, befinden sie. Auch Lehrer Florian Feismann kommt noch einmal zurück. Der möchte übrigens gemeinsam mit seinen Kollegen „in der Zukunft sicherlich noch mehr Klassen an die Astronomie heranführen. Technik und Kunst arbeiten in diesem Sinne an der Schule schon Hand in Hand. Die Techniker haben Aufbewahrungs- und Schutzkästen für die Teleskope gebaut, die Künstler werden sie jetzt kreativ gestalten“, erzählt er. Und: „Wenn demnächst die Sternwarte hier entsteht, dann haben wir ja eine gute Grundlage.“
Die Planungen dazu laufen auf Hochtouren, versichert Romke Schieving: „Ich hoffe, dass wir auf dem Apfelfest schon konkrete Ergebnisse präsentieren können.“
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