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Lichtinstallation am Trafohäuschen

Franz John setzt auf nachhaltige Kunst

Schöppingen

Feineinstellungen sind noch erforderlich, aber zur Lichtkunstnacht wird alles fertig sein. Im Gegensatz zu anderen Lichtkunstprojekten bleibt Franz Johns Lichtinstallation dauerhaft erhalten.

Sigrid Winkler-Borck

Für seine Lichtinstallation am Trafohäuschen setzt der Künstler Franz John rotes und blaues Licht ein.. Foto: Rupert Joemann

Rotes und blaues Licht flackert in unterschiedlicher Farbintensität am Donnerstagabend hinter kleinen Öffnungen des alten Trafohäuschens am Künstlerdorf. Zudem ist ein blauer, lumineszierender Faden zwischen Unterstand und Trafohäuschen gespannt und gibt dem Ensemble etwas verbindend Geheimnisvolles. Damit ist der erste Probelauf trotz widriger Wetterbedingungen erfolgreich abgeschlossen – und der Künstler Franz John erst einmal zufrieden.

Feineinstellungen sind noch erforderlich, aber zur Lichtkunstnacht heute Abend wird alles fertig sein. Im Gegensatz jedoch zu den anderen heute zu sehenden Lichtkunstprojekten bleibt Franz Johns Lichtinstallation dauerhaft erhalten. Sie ist im Rahmen der Regionale 2016 eine der Kraftstationen des Projekts „Kraftwerk Künstlerdorf“.

Bei Johns Installation „Ressource Farbe“ spielt Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. So wird die elektrische Energie für das sich nachts immer wieder ändernde LED-Licht im Laufe des Tages von zwei Farbstoffsolarmodulen erzeugt. Sie wurden bereits am Donnerstagmorgen von Elektro Heßling auf dem Dach des Unterstands installiert.

Mit diesen Farbstoffsolarzellen, den sogenannten Grätzelzellen, in denen Chlorophyll aus vom Künstler selbst in Schöppingen geerntetem Flachs verarbeitet ist, wird durch technische Photosynthese elektrische Energie erzeugt. Sie wird tagsüber in Akkus gespeichert und nachts für die farbigen Lichtspiele genutzt.

Konventionelle Photovoltaikanlagen gibt es auf vielen Dächern in der Region. Farbstoffsolarmodule wie diese jedoch stellen noch eine Besonderheit dar. Franz John spricht dabei von einem „Pilotprojekt für die Region“.

Warum John für seine nächtliche Lichtinstallation gerade rotes und blaues Licht einsetzt, ist keine zufällige Entscheidung: „Eine Chlorophylllösung absorbiert in erster Linie rotes und blaues Licht“, erklärt er und weißt somit wieder symbolisch auf die Photosynthese hin.

Aber auch der Wechsel der Farbintensität des Lichts beruht nicht auf Zufall. Tagsüber zeichnet ein Minicomputer die Wetterdaten am Trafohäuschen auf und nachts werden mit diesen Informationen entsprechend die LEDs gesteuert. Auf diese Weise können gewissermaßen die Wetterkapriolen des Tages zeitversetzt symbolisch noch einmal beobachtet werden.

Bei diesem künstlerisch-konzeptionellen Projekt arbeitet Franz John bewusst mit nachhaltiger Energieerzeugung aus alten regionaltypischen Pflanzen, wie hier dem Eckendorfer Langflachs. Diese zukunftsweisende Art der Energiegewinnung zeigt er symbolträchtig am alten – außer Betrieb genommenen – Trafohäuschen, das für eine längst überholte Form der Energieumwandlung steht. So kann an diesem Ort gewissermaßen eine Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft der Region erlebt werden.

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