Einsturzgefährdet
Lkw kracht in Antonius-Kapelle
Schöppingen
„Antonius, Du hast uns nicht geholfen.“ Immer wieder blickt Heinz Schütte auf den Lkw, dessen „Schnauze“ direkt neben dem Altar in der Antoniuskapelle auf dem Schöppinger Berg durchs Mauerwerk ragt. Rings herum liegen steinerne Schuttberge. 20 Meter von der Kapelle entfernt liegt ein Sprossenfenster auf matschigem Grund, die Verglasung zum Teil zersplittert.
„Wir müssen bei Tageslicht erst mal genau schauen, welcher Gesamtschaden hier entstanden ist“, murmelt der Vorsitzende der Antonius-Bruderschaft. „Glück im Unglück gab‘s zumindest für den Fahrer“, ergänzt er: „Wäre der nur einen Zentimeter weiter nach rechts gefahren, hätte seine Fahrt am Baum geendet. Das hätte er vermutlich nicht überlebt.“
Gegen 3.25 Uhr am Mittwochmorgen war laut Polizeiangaben ein 43-jähriger Lkw-Fahrer auf der Landstraße 579 – von Horstmar kommend – geradeaus über den Grünstreifen direkt in das kleine Gotteshaus „gedonnert“. Ob er infolge einer Windböe die Gewalt über sein Gespann verlor, müssen die Beamten jetzt noch ermitteln. Der 43-Jährige wurde leicht verletzt, stand am Vormittag noch unter Schock.
Die Frontscheibe des Führerhauses ist durch herunter gefallenes Mauerwerk vollkommen zersplittert. Den Schaden an dem Fahrzeug, das morgens regelmäßig eine ortsansässige Autowerkstatt mit Ersatzteilen beliefert, beziffert die Polizei nach ersten Schätzungen auf etwa 7000 Euro.
Der Schaden an der Kapelle dürfte dagegen weitaus höher liegen. Erste Vermutungen bewegen sich im fünfstelligen Eurobereich.
„Wenigstens ist der Altar nicht beschädigt“, so die vorläufige Bestandsaufnahme von Heinz Schütte. „Wir werden ihn in den nächsten Tagen vorsichtig frei legen und gucken, was davon noch zu retten ist.“ Momentan gilt die Antoniuskapelle, die aus dem 18. Jahrhundert stammt, als einsturzgefährdet. Durch den Einbruch der hinteren Wand hat der Lkw mit seinem hohen Aufbau das Dach verschoben. Die Feuerwehr, die zunächst mit 32 Einsatzkräften und fünf Fahrzeugen aus Schöppingen vor Ort war und später an die Kameraden aus Horstmar übergab, sicherte das Gebäude noch am Morgen mit Stützen provisorisch ab.
„Als erstes werden wir jetzt das Denkmalamt informieren. Und ein Statiker muss hier ebenfalls drüber schauen“, sagt Heinz Schütte. Er geht immer wieder um die Kapelle herum, versucht noch in der Dämmerung auszumachen, ob es weitere Schäden gibt, die er beim ersten Rundgang übersehen haben könnte.
„Fast zweieinhalb Jahrhunderte ist an der Kapelle nichts passiert. Und nun, wo wir in zwei Jahren unser 250-jähriges Jubiläum feiern wollen, dieses Unglück.“ Der Regen peitscht ihm ins Gesicht, seine Frau reicht ihm eine schützende Mütze. Gedankenverloren setzt Heinz Schütte sie auf, bückt sich anschließend, um einen Blumentopf vom Boden aufzuheben. Irgendwie kann er das Geschehene noch immer nicht fassen: „Es ist wie in einem schlechten Traum“, meint er: „Antonius, irgendwie hast Du in dieser Situation geschlafen.“
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