Plattdeutsches Theater
Der Übersetzer feilt am Bauernstück
Herbern
Die Spielschar Herbern meldet sich im Winter nach einjähriger Pause zurück. Andreas Nienhaus hat an seinem Laptop darum die Rechtschreibprüfung abgestellt.
Die Freunde des plattdeutschen Theaters in Herbern dürfen sich auf einen humorvollen Winterspaß freuen. Denn die Spielschar wird sich im Dezember nach einjähriger Pause zurückmelden. Ein untrügliches Indiz dafür ist die Tatsache, dass Andreas Nienhaus die automatische Rechtschreibprüfung an seinem Laptop vorübergehend ausgestellt hat. „Ich bin dabei das Stück auf Herberner Platt zu übersetzen“, berichtet Nienhaus den WN.
Die Vorarbeit hat Walburga Sennekamp geleistet. Sie hat bei den einschlägigen Verlagen das Angebot durchforstet. „Sie liest die Inhaltsangaben und schaut immer, wie viele Schauspieler und Bühnenbilder benötigt werden“, berichtet Nienhaus. Nach der ersten Auslese bleiben fünf, sechs Bücher übrig, die Sennekamp dann liest. „Manchmal hört sie schon nach wenigen Seiten auf“, weiß Nienhaus. Hängen geblieben ist dieses Mal ein Stück für vier Männer- und fünf Frauenrollen sowie ein Bühnenbild. Nienhaus hat das Manuskript mit einem Spickzettel bekommen, er möge doch an einer Rolle feilen. „Wir möchten niemanden als Depp bloßstellen“, kitzelt Nienhaus den Witz anders heraus. Dazu werden Dinge auf Herbern zugeschnitten, der Bürgermeister heißt eben Risthaus, der Pastor Schürmeyer.
Ist es schon schwer, plattdeutsche Texte zu lesen, kommt für ihn nun hinzu, dass aus Münsterländer Platt mit den Herberner Eigenheiten vermischt werden muss. „Und dann schreibe ich immer so, wie die Leute es aussprechen müssen. Mit einer korrekten Schreibweise könnten viele Schauspieler nichts anfangen, denn sie beherrschen plattdeutsch nicht“, berichtet Nienhaus. Und deswegen hat er die Rechtschreibprüfung auch ausgestellt: „Die spielt verrückt, da ist fast jedes Wort rot unterstrichen.“
Mit Marion Kraß greift er in dieser Phase auf eine Spielschar-Kollegin zurück, die seine Texte liest und weitere Korrekturen einfügt. So entsteht Stück für Stück die Lesevorlage, die – soviel sei schon verraten – ein agrarpolitisches Thema nach Herbern bringen wird.
Nienhaus ist früh angefangen, um nicht unter Druck zu geraten: „Ich setze mich mal abends mit dem Laptop auf die Terrasse oder nutze eine Viertelstunde Pause in der Firma. Wie es gerade passt.“ Die Arbeit wird ihm erleichtert, weil ein modernes Stück ausgewählt worden ist: „Sie werden meistens auf Hochdeutsch verfasst und dann umgeschrieben. Viel schwieriger sind die Klassiker, die Plattdeutsch gedacht und geschrieben worden sind. Da fehlen manchmal die passenden Worte“, berichtet der Übersetzer. Früher habe man diesen Prozess bei den Leseproben gemeinsam erledigt. Doch das habe viel Zeit gekostet. Zeit, die mit den Proben ohnehin schon stark beansprucht wird.
Wenn das fertige Manuskript vorliegt, wird die Spielschar zusammengerufen. Erst dann werden die Rollen endgültig besetzt. Noch drängt die Zeit nicht.
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