Es fehlt an allem
Herberner hilft bei Schulbau in Ghana
Herbern
Zwei Wochen lang hat Benedikt Stentrup in Ghana ehrenamtlich beim Bau einer Schule geholfen. Anfangs erlebte er zwar einen Kulturschock. Durch die gemachten Erfahrungen hat sich jedoch sein Blick auf das Leben in unserer Wohlstandsgesellschaft verändert.
Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit: Wenn man den Hahn aufdreht, fließt Wasser heraus. Für Benedikt Stentrup war dieses Anfang des Jahres der reine Luxus. Denn zu dieser Zeit arbeitete der Herberner zwei Wochen lang ehrenamtlich für den Freiwilligendienst „Volunteer Projects Abroad“ in Ghana. Dort half er beim Bau einer neuer Schule.
Fließendes Wasser und eine regelmäßige Stromversorgung gab es dort nicht gerade häufig. Dafür aber eine unglaubliche Lebensfreude auch unter den Ärmsten der Armen, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Benedikt Stentrup, der in Bockum-Hövel als Geschäftsführer der Firma Dommel über 90 Angestellte beschäftigt, denkt mit Freude an seine Zeit in dem westafrikanischen Land zurück.
Faszinierender Kontinent
Seine chronische Unzufriedenheit in Corona-Zeiten habe ihn zu dem Schritt bewegt, nach Ghana zu gehen, wie er erzählt. „Der Wohlstand kommt uns aus den Ohren heraus. Ich wollte gerne etwas Sinnvolles machen. Meine Wahl fiel auf ein Schulbau-Projekt, das ich zwei Wochen mit meinen handwerklichen Fähigkeiten unterstützt habe“, so der 40-Jährige. Den Kontinent fand er schon immer faszinierend. Dabei fiel die Wahl auf Ghana, weil das Entwicklungsland politisch stabil ist.
„Anfangs habe ich schon einen Kulturschock erlebt. Der Müll überall auf den Straßen. Eine Abwasserentsorgung gibt es nicht. Trinkwasser kann man nur kaufen. Und Gesundheitssystem ist dort auch ein Fremdwort, dazu kommt noch die ständige Hitze dazu“, fasst der Herberner seine Eindrücke zusammen.
Sechs Stunden täglich wurde auf der Baustelle gearbeitet. Dabei war der Arbeitsplatz schon sehr abenteuerlich. In Deutschland würde so eine Baustelle sofort stillgelegt. „Es gab 50-Kilo-Zement-Säcke, die sind bei uns gar nicht mehr zulässig. Sicherheitsbeauftragte würden die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Das Gerüst bestand aus zusammengenagelten Holzlatten und gearbeitet wurde barfuß.“ Kost und Logis bekam Stentrup über die Organisation bei einer einheimischen Familie.
Nur ein Computer für 300 Kinder
Erschrocken war der Herberner beim Besuch einer Schule. Am ersten Schultag nach den Ferien fehlten Bücher für die Schüler und Schülerinnen, da mussten die Kinder den Schulhof fegen, um die Zeit rumzukriegen. Auch der Computer-Unterricht konnte nicht stattfinden wie wir ihn kennen. „Da gab es einen Computer für 300 Kinder.“ Genauso ist es beim Sportunterricht. Die Kinder wollen Fußball spielen und es gibt keine oder nur wenige Bälle. Kurzerhand besorgte Stentrup mit einem anderen Volunteer, der an der Schule arbeitete, zehn neue Fußbälle. Es fehlt an allem, aber Unmut geäußert wird dort nicht: „Auch wenn die Menschen dort nicht viel haben, sind sie zufriedener und vor allem dankbarer, das kann ich auf jeden Fall unterstreichen.“
Benedikt Stentrup
Zurück in Deutschland denkt Stentrup noch viel über diese zwei Wochen in Ghana nach. „Ich würde es wieder machen“, sagt der 40-Jährige. In Sachen Umweltschutz hat sich sein Denken stark verändert. „In Afrika fahren unsere ausrangierten Autos. Der Müll wird von Deutschland nach Afrika gebracht und verrottet da auf den verschiedensten Müllkippen. Da bekommt das Wort Umweltschutz und Klimaneutralität in Deutschland einen faden Beigeschmack. Das ist so.“
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